Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Einen starken Verband schaffen

20.05.19 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn ich höre, dass „die BAG SPNV“ sich immer wieder für ernsthafte marktwirtschaftliche Reformen auf der Schiene eingesetzt habe, dann ist es durchaus legitim, wenn man die tatsächlichen Erfolge auch sich selbst zurechnet. In der Realität sah es leider oftmals nicht ganz so meinungsfreudig aus und nicht selten hat man in meinem subjektiven Empfinden versucht, die zum Teil sehr eigenartigen Einzelmeinungen von 27 Aufgabenträgern alle unter einem Dach abzubilden.

Tatsächlich wären jetzt zwei Dinge notwendig: Einerseits muss man die BAG SPNV zu einem schlagkräftigen und ausreichend finanzierten Verband machen, der als natürlicher Gegenspieler des VDV ähnliche finanzielle Mittel hat. Ja, BAG SPNV und VDV sind natürliche Gegenspieler, auch wenn der VDV es schafft, die meisten Aufgabenträger zu einer Mitgliedschaft zu bringen.

Das Problem ist jedoch, dass der VDV selbstverständlich die Interessen der Auftragnehmer vertritt, der Verkehrsunternehmen. Die BAG SPNV ist indes die politische Interessenvertretung der Auftraggeber. In den Konflikten zu Themen wie Fahrzeugfinanzierung, spiegelt sich nämlich nichts anderes wider als dass man es mit Machtverschiebungen zulasten der Auftragnehmer und zugunsten der Auftraggeber zu tun hat.

Wenn ein notorischer Schlechtleister im Falle einer vorzeitigen Vertragskündigung eben nicht mehr damit drohen kann, dass der Aufgabenträger keinen Zugriff auf das Rollmaterial hat, dann hat dieser natürlich deutlich mehr Einfluss. Und selbstverständlich ist der VDV auf der Seite derer, die er primär zu vertreten hat, man sieht das in den diversen Stellungnahmen der letzten Jahre immer wieder.

Das gilt nicht nur bei den inzwischen von der Geschichte widerlegten Narrativen, wieso man unbedingt ein neues Recht auf Direktvergaben an DB Regio braucht, sondern es geht um weit mehr: Wie positioniere ich mich als Aufgabenträger, wenn ich ein Unternehmen habe, das mit zwei Netzen schon überfordert ist, aber jetzt den Zuschlag für ein drittes Netz kriegen müsste?

Wobei, lassen Sie mich noch ein anderes Thema anschneiden, wo die BAG SPNV eine entscheidende Rolle spielen könnte. Die alte Bundesbahn war in der Lage, riesige Fahrzeugreserven vorzuhalten. DB Regio hat lange von genau diesem Riesenfuhrpark profitiert, weil man sich ohne weiteres ältere Züge aus anderen Teilen der Republik holen konnte.

er vielzitierte Gebrauchtfahrzeugmarkt war halt stets auf den DB-Konzern beschränkt. Warum sollte die BAG SPNV nicht genau die Institution sein, in der die Aufgabenträger gemeinsam eine bundesweite Fahrzeugreserve vorhalten. Wenn morgen Nacht ein Güterzug in abgestellte Regionaltriebzüge rauscht und sieben Fahrzeuge sind nur noch Schrott, dann muss man kurzfristigen Ersatz schaffen.

Außerdem gibt es immer mal wieder anlassbedingte Sonderfahrten, wo man auf solche älteren und abgeschriebenen Züge zurückgreifen könnte. Betätigungsfelder gibt es also genug. Die Aufgabenträger sind jetzt aufgerufen, ihren eigenen Dachverband schlag- und tatkräftig auszustatten.

Siehe auch: Zwanzig Jahre BAG SPNV

Kommentare sind geschlossen.