Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Der Aufgabenträger muss sich einbringen

09.05.19 (Bayern, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Was wir derzeit im Freistaat Bayern erleben ist das, was jüngst in Nordrhein-Westfalen angekündigt wurde: Der Aufgabenträger setzt sich intensiv mit den Abläufen in problembehafteten Unternehmen auseinander und diese müssen sich umfassend erklären. Noch bevor man über Dinge wie eine außerordentliche Kündigung spricht, gibt es die Möglichkeit der Einflussnahme: Was geht eigentlich vor in so einem Unternehmen und wo gibt es Möglichkeiten, an der Ursache der Probleme umzusteuern?

Also genau das, was VRR-Vorstandssprecher Ronald Lünser in dieser Woche im Zughalt-Interview gesagt hat. Ein Aufgabenträger, der sich um die Probleme in seinem Bereich kümmert und dafür sorgt, dass die Unternehmen, die es nicht schaffen ihre vertraglich geschuldeten Leistungen zu bringen, effektiv Hilfe kriegen. Natürlich mag das unangenehm sein, wenn der Aufgabenträger immer wieder vor der Tür steht und Einblick verlangt.

Aber das ist nun einmal dessen Aufgabe. Ein Aufgabenträger ist nicht dafür da, alle 15 Jahre eine Ausschreibung zu machen und das ist dann ein Freibrief für genauso lange Schlechtleistungen, sondern das Controlling im Alltag gehört dazu. Und wenn ein Unternehmen nicht in der Lage ist seine Stellen zu besetzen, dann muss nachgeholfen werden.

Aber das ist ein gutes Stichwort: Aktuell gibt es viele Unternehmen, die es nicht schaffen, ausreichend Personal zu akquirieren. Gerade in Bayern und Baden-Württemberg ist das ein riesiges Problem, weil die Unternehmen hier nicht nur untereinander in Konkurrenz stehen, sondern weil es dort viele gute Arbeitgeber gibt. Wo man Vollbeschäftigung und offene Stellen hat, muss man sich Gedanken um die Frage machen, wie man mit seinem Personalmangel umgeht.

Das gilt umso mehr, wenn in den Tarifabschlüssen immer öfter von Arbeitszeitverkürzung die Rede ist und eben nicht mehr ohne Ende Überstunden gemacht und auf Dauer angeschrieben werden. Gerade in Bayern und Baden-Württemberg muss man sich auf die Dauer Gedanken machen, ob man über diverse Branchen- und Bundestarifverträge hinaus nicht auch Sondertarifverträge für die jeweiligen Länder braucht.

So lockt man effektiv Menschen aus Brandenburg oder Nordrhein-Westfalen in den Süden, weil die Bezahlung besser ist. Und ja, die Bundesländer stehen zueinander in Konkurrenz, auch im Wettbewerb um gute Mitarbeiter. Gleichzeitig hat man vor Ort bessere Pfründe, die man in die Waagschale werfen kann, wenn es um die Konkurrenz zu anderen Branchen geht. Auch das sind Dinge, an denen sich ein Aufgabenträger konstruktiv beteiligen kann und sogar sollte.

Jahrelang hat man in dieser Sache nach dem Motto „Augen zu und durch“ gearbeitet und noch immer geht es in diese Richtung. Warum also sollte nicht mal ein Aufgabenträger vorangehen und Vorschläge dieser Art machen? Gerade der Freistaat Bayern, der immer schon eine Besonderheit innerhalb Deutschlands war und ist, könnte hier den Anfang machen. Denn dass die Züge verlässlich fahren ist als Grundlage für unseren Wohlstand unverzichtbar.

Siehe auch: Bayern: Verbesserungen nach Krisengespräch

Kommentare sind geschlossen.