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Debatte um einheitlichen Tarif in Österreich

16.05.19 (Österreich, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Österreichs Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) fordert die Einführung eines österreichweit einheitlichen Tarifsystems im öffentlichen Verkehr. Er hält die Umsetzung des geplanten Österreich-Tickets bis Ende der laufenden Legislaturperiode für möglich, konkret also bis 2022. Das Zusammentreffen verschiedener Tarifsysteme des öffentlichen Verkehrs im ÖBB-Ticketshop führt laut einem aktuellen Bericht des Rechnungshofs zu hoher Tarifkomplexität.

Gleichzeitig findet sich dort eine Fülle von Ermäßigungsvarianten und Zusatzfunktionen, was sich negativ auf die Bedienbarkeit des Ticketshops auswirkt. Eine einfachere Tarifstruktur würde die Transparenz der Ticketpreise im Interesse der Fahrgäste erhöhen, ist der Rechnungshof überzeugt. In weiterer Folge wäre damit auch eine Vereinfachung des Ticketshops möglich, da viele Probleme sich direkt oder indirekt aus der Tarifkomplexität ergeben.

Der Verkehrsminister sollte daher Schritte zur Vereinheitlichung der Tarifstruktur setzen. In diesem Zusammenhang wären auch Änderungen der Eigentümerstruktur des Ticketshops anzustreben. Gemeinsam mit den Verkehrsverbünden und den Verkehrsunternehmen der Städte sollte der Ticketshop zu einer einheitlichen Vertriebsplattform für alle öffentlichen Mobilitätsangebote ausgestaltet werden.

Der Rechnungshof merkte auch an, dass die ÖBB den Zeit- und Ressourcenbedarf für die Entwicklung eines neuen Vertriebssystems auf Basis einer gemeinsamen IT-Plattform ursprünglich unterschätzt habe. Insgesamt beliefen sich die Gesamtkosten auf 131 Millionen Euro Als Faktoren, die die Projektentwicklung beeinträchtigten, sieht der Rechnungshof neben der rasanten Entwicklung der Smartphones die Tarifkonkurrenz zwischen den ÖBB und den Verkehrsverbünden.

Probleme stellte das Prüforgan auch bei den bargeldlosen Zahlungstransaktionen fest. Sicherheitslücken und der Missbrauch von Kreditkartendaten führten im Zeitraum von 2012 bis 2017 zu Zahlungsausfällen von rund 4,4 Millionen Euro. Die ÖBB reagierte darauf mit verschärften Sicherheitsanforderungen beim bargeldlosen Bezahlen, was wiederum zu Lasten des Bedienungskomforts für Kunden ging.

In Zentrum der Diskussion der Abgeordneten mit Verkehrsminister Norbert Hofer standen die Fragen der besseren Benutzerfreundlichkeit des ÖBB-Ticketshops sowie die Möglichkeiten seiner Weiterentwicklung, wie sie der Rechnungshof anregt. JETZT-Abgeordneter Wolfgang Zinggl griff die Kritik an der unübersichtlichen Tarifstruktur auf und forderte mehr Benutzerfreundlichkeit der Ticket-Automaten.

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP) sprach ebenfalls das Thema Kundenfreundlichkeit an und interessierte sich für die Möglichkeit, ein einheitliches Vertriebssystem für alle Verkehrsdienste anzubieten. SPÖ-Abgeordneter Andreas Kollross erwartet sich neben der Umsetzung eines österreichweit einheitlichen Tarifsystems auch eine Umsetzung des Österreich-Tickets für den öffentlichen Verkehr.

Er wollte wissen, ob sich der Preis eines solchen Österreich-Tickets bereits beziffern lasse. Ein besonderes Anliegen ist es Kollross auch, dass es an Bahnhöfen weiterhin besetzte Fahrzeugschalter gibt, da viele Menschen ein solches Service nach wie vor benötigen.

Alois Kainz (FPÖ) und Ausschussobfrau Irmgard Griss (NEOS) erkundigten sich danach, was der Verkehrsminister aktuell unternimmt, um die Empfehlungen des Rechnungshofs zur Vereinheitlichung der Tarife umzusetzen. Griss wollte auch wissen, was gegen eine Öffnung des Ticketshops für andere Verkehrsbetriebe spreche, wie der Rechnungshof sie anregt.

Verkehrsminister Norbert Hofer betonte, dass er sich zur Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofs bereits in guten Gespräche mit allen Verkehrsverbünden und Verkehrsbetrieben befinde. Die Aufgabe sei allerdings komplex, da es sehr viele Mobilitätsanbieter gebe. Allerdings sei es im Sinne des Klimaschutzes unumgänglich, das Angebot im öffentlichen Verkehr auszuweiten und attraktiver zu machen. Das bedeute auch, den Zugang zu Tickets einfacher zu gestalten.

Der Rechnungshof habe die hier noch bestehenden Probleme deutlich aufgezeigt. Die Vereinheitlichung der Tarife sei ihm jedenfalls ein großes Anliegen, betonte der Verkehrsminister. Grundsätzlich gehe es darum, dass alle Verkehrsanbieter unter fairen Bedingungen auf einer einheitlichen Plattform ihre Tickets anbieten können. Die Gespräche mit den Verkehrsbetrieben sollen kurzfristig starten, um die Realisierung bis 2022 zu ermöglichen.

Siehe auch: Lasst uns Visionen haben

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