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St. Gallen: E-Bus fährt im Klosterviertel

08.04.19 (Schweiz) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Verkehrsbetriebe St. Gallen (VBSG) setzen ab April 2019 einen ersten rein batteriebetriebenen E-Bus im Linienbetrieb ein. Damit wollen sie Erfahrungen sammeln, welche in die Beschaffungsstrategie zur Erneuerung der Dieselbusflotte in den nächsten Jahren einfließen. Der neue E-Bus der VBSG ist knapp neun Meter lang und 2,4 Meter breit. Er gehört damit in die Kategorie Midibus. Aufgrund seiner Größe ist er für den Einsatz auf Quartierlinien geeignet und wird vorerst auf der Linie 11 St.Gallen Bahnhof – Wittenbach Abacus-Platz verkehren.

Das Fahrzeug bietet Platz für maximal 50 Fahrgäste (23 Sitz- und 27 Stehplätze sowie einen Rollstuhlplatz). Bei den Sitzplätzen stehen USB-Steckdosen zum Laden von Smartphones oder Tablets zur Verfügung. Die VBSG gehen davon aus, dass die Reichweite auf der Linie 11 durchschnittlich etwa hundert Kilometer beträgt. Dies entspricht etwa einer Fahrzeit von fünf bis sechs Stunden. Danach wird der E-Bus durch einen herkömmlichen dieselbetriebenen Solobus abgelöst und im Busdepot während rund vier Stunden wieder aufgeladen (Plug-in-System).

Die Fahrgäste werden jeweils an der Haltestelle Athletik Zentrum gebeten, den Bus zu wechseln. Gegenüber dem auf Verbrennungsmotoren basierenden Verkehr bietet die Elektromobilität sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch entscheidende Vorteile. Der Wirkungsgrad von elektrischen Antrieben bei Fahrzeugen für den Personentransport beträgt über neunzig Prozent und ist damit mindestens dreimal höher als jener von Verbrennungsmotoren.

Zudem wird die Bremsenergie mittels Rekuperation in die Fahrbatterie zurückgespeist. Elektromotoren sind außerdem wartungsärmer als Dieselmotoren. Der Unterhalt pro Fahrzeug wird dadurch günstiger. Die Elektrobusse erzeugen im Betrieb lokal keine Schadstoffe und tragen damit zur CO2-Reduktion bei. Die VBSG nutzen sowohl für ihre Trolleybusse als auch für den neuen E-Bus Strom aus hundert Prozent Schweizer Wasserkraft.

Hinzu kommt, dass Elektromotoren nahezu geräuschlos funktionieren. Die Flottenstrategie der VBSG sieht vor, sämtliche Fahrzeuge auf elektrischen Antrieb umzustellen. Dabei achtet sie darauf, je nach Linie die optimalen Fahrzeuge und Lademöglichkeiten einzusetzen, ohne dabei die Kosten aus den Augen zu verlieren.

Zum Fahrplanwechsel 2020 werden die VBSG 17 Batterietrolleybusse beschaffen, welche weite Teile des bestehenden Fahrleitungsnetzes zum Aufladen der Batterie während der Fahrt nutzen. In den Quartieren ohne Fahrleitungen sollen künftig rein batteriebetriebene Busse eingesetzt werden, bei denen neben dem Antrieb auch die Klimatisierung und Heizung rein elektrisch funktionieren.

Allerdings: Ohne zusätzliche Fördergelder sind alternative Traktionsarten nicht marktfähig. Das bedeutet, dass die öffentliche Hand zusätzlich zu den anfallenden Kosten für das operative Defizit der Betriebskosten des öffentlichen Verkehrs weitere Fördergelder zuschießen muss. Ob sich das irgendwann ändert, ist erhofft, aber fraglich.

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