Vor Ort Erfolge erzielen
28.03.19 (Bayern, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld
Einsteigen, wann ich möchte, losfahren und ein Ziel nach meiner Wahl ansteuern: Als Autofahrer geht das ganz einfach. Dieser beständigen Verfügbarkeit des eigenen Autos in der Garage muss die Eisenbahn- und ÖPNV-Branche wirksam etwas entgegenstellen. Dazu gehört etwa ein integraler Taktfahrplan, der diesen Namen verdient. Das bedeutet nicht nur eine gute Vertaktung vom Regionalverkehr auf der Schiene an den Bus, der die Dörfer auf dem Land erschließt, sondern auch eine vernünftige tarifliche Integration.
Der Trend, Verkehrsverbünde aus der Stadt ins Umland auszuweiten, ist daher richtig. Denn auch im ländlichen Raum gibt es immer mehr Fälle, bei denen die Menschen zur Arbeit pendeln. Natürlich, gerade die Kleinstädte auf dem Land funktionieren vergleichsweise noch immer relativ autark. Bayrische Dörfer sind kaum zu vergleichen mit reinen Schlafstädten, die man rund um die Metropolen hat.
Trotzdem braucht man einen guten ÖPNV-Anschluss. Und die viel zitierte Verkehrswende kann man eben nicht nur im Bundestag vorantreiben, sondern gerade auch konkret vor Ort. Es sind die Landräte und Bürgermeister, die Abgeordneten in den Stadträten und Kreistagen, aber auch die Planungsämter und Rathausmitarbeiter, die Engagement zeigen und ernsthafte Erfolge erzielen können. Hier können größere Aufgabenträger auch als Vorbild dienen.
Nicht zufällig erweitern etwa der Hamburger oder der Münchener Verkehrsverbund ihre Verbundräume immer weiter in die Region. Berlin und Brandenburg haben gleich einen gemeinsamen Tarif, der sowohl für die Bundeshauptstadt als auch für das gesamte Land Brandenburg gilt. Natürlich kann man das nicht einfach 1:1 auf den oft boomenden ländlichen Raum Bayerns übertragen. Aber auch dort kann man, gemessen an der Situation vor Ort und den konkreten Sachverhalten, eine erfolgreiche Politik für öffentliche Verkehrsmittel machen.
Und dann warten wir einfach mal die nächsten Jahre ab, wie sich die Fahrgastzahlen entwickeln. Natürlich gibt es weitere Faktoren, die eine Rolle spielen. Kann man Gewerbegebiete attraktiv mit dem Bus erreichen? Fährt der erste Bus sonntags vielleicht erst um sieben Uhr, obwohl um sechs Uhr viele Menschen zur Frühschicht müssen? Oder fährt der Bus am Bahnhof vielleicht kurz bevor der Zug kommt?
Wartet der Bus vielleicht verlässlich im Falle von Verspätungen oder muss man bei geplatzten Anschlüssen unbotmäßige Fahrtzeitverlängerungen befürchten? Denn gerade in einer Zeit, in der die Eisenbahnbranche sich einmal mehr darauf einigen konnte, mehr Geld vom Steuerzahler zu fordern, muss man sich vor Augen führen, dass vieles eben auch mit dem Engagement und der Mentalität der Entscheidungsträger vor Ort zu tun hat.
Ja, über weite Strecken muss man, ohne konkreten Bezug zum RVV, leider attestieren, dass mangelndes Interesse an relativ leicht durchzuführenden Verbesserungen ein Problem sind. Ich jedenfalls wünsche dem Regensburger Verkehrsverbund und seinen Fahrgästen viel Erfolg für die am Montag anstehende Verbunderweiterung.
Siehe auch RVV erweitert Verbundraum am 1. April