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VCD fordert Reaktivierungsoffensive

13.02.19 (Niedersachsen, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Unter dem Titel „Neue Ansätze für die Reaktivierung von Bahnstrecken im ländlichen Raum“ hatte der niedersächsische Landesverband des VCD zum fünften Netzwerktreffen Reaktivierung nach Hannover eingeladen. „Diesmal lagen so viele Anmeldungen vor, dass gar nicht alle Interessierten teilnehmen konnten. Gäste und Referenten kamen nicht nur aus Niedersachsen und Bremen, sondern auch aus Schleswig-Holstein, dem Saarland, Hessen, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Berlin. Dass das Interesse an weiteren Streckenreaktivierungen sehr groß ist, sollte der niedersächsischen Landesregierung nicht verborgen bleiben. Die Rahmenbedingungen für die Reaktivierung von Eisenbahnstrecken in der Fläche müssen dringend verbessert werden”, so VCD-Landesvorsitzender Hans-Christian Friedrichs.

In seiner einführenden Moderation machte Wolfgang Konukiewitz deutlich, dass auch das Problem, vor dem alle Initiativen stehen, nicht auf ein Bundesland beschränkt ist. Dies sei die Nutzen-Kosten-Untersuchung, die für alle Bahnstrecken im ländlichen Raum, die zur Reaktivierung anstehen, eine fast unüberwindbare Hürde darstellen, weil die standardisierte Bewertung Vorhaben im verdichteten städtischen Raum im Blick hat.

Der Wert von Vorhaben im ländlichen Raum könne damit nicht ermittelt werden. Diese Erkenntnis sei inzwischen bei allen Initiativen angekommen und müsse bei ihren Bemühungen berücksichtigt werden. Dazu kommt die Tatsache, dass der Nutzen meist nur über den Personenverkehr definiert wird. Reaktivierte Strecken können aber oftmals auch (im geringen Umfang) Güterverkehr aufnehmen und somit Lastwagenfahrten sparen, was jedoch nicht in die Bewertung einfließt.

Ebenfalls interessant war der Bericht von Karl Hermann Schorn, vom Förderverein Wisentatalbahn e. V. Diese verkehrt zwischen Thüringen und Sachsen. Sie wird nach dem Modell der „Bürgerbahn“ betrieben, das heißt alle Aktivitäten werden ehrenamtlich durchgeführt. Das betrifft sowohl die Gleisanlagen, als auch die Fahrzeuge und den Betrieb. Der Verein ist so aufgestellt, dass er die erforderlichen Arbeiten leisten kann.

Der Erste Kreisrat des Landkreises Lüneburg, Jürgen Krumböhmer (SPD), stellte die Bemühungen des Landkreises zur Reaktivierung der Bahnstrecken Lüneburg – Bleckede und Lüneburg – Soltau vor. Die Politik des Landkreises greift somit die durch die „Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg“ (AVL) geleisteten Vorarbeiten auf. Im letzten Teil der Veranstaltung kamen die Wissenschaftler zu Wort.

Bernd Seidel aus dem Vorstand der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft (DVWG) stellte die Vorteile dar, die der Baustandard für nichtbundeseigene Eisenbahnen bietet, der für die zu reaktivierenden Bahnstrecken für die Ermittlung der Kosten von Bedeutung sein kann. Volker Stölting von der TH Köln erläuterte in seinem Referat die Spielräume, die auch in der bisherigen Fassung für die Bewertung der Bahnstrecken im ländlichen Raum gegeben sind.

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