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Die Schiene hat Euch lieb

21.02.19 (Kommentar, Nordrhein-Westfalen, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Guildo Horn als Werbeträger und eine gemeinsame Personalakquise sind sicher Dinge, die noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen wären. Es ist erfreulich, wie sehr es gelungen ist, die Unternehmen alle unter einen Hut zu bringen. Das gilt gerade für DB Regio, die noch vor ein paar Jahren weder in einer Kampagne wie Fokus Bahn noch Wir machen das denkbar gewesen wären.

Der Rücktritt von Rüdiger Grube scheint dafür gesorgt zu haben, dass die progressive und pragmatische Denkweise, die vor Ort schon lange vorhanden war, auch in der praktischen Unternehmenspolitik münden zu lassen. Denn die Unternehmen stehen gemeinsam in Konkurrenz mit anderen Arbeitgebern jenseits der Eisenbahnbranche.

Und sie stehen auch in einer gemeinsamen Konkurrenz zu DB Fernverkehr oder den Güterverkehrsunternehmen. Ja, es ist für einen Angestellten von DB Regio oft einfacher, sich innerhalb des konzerninternen Arbeitsmarktes etwa zu DB Cargo oder zu DB Fernverkehr zu bewerben als den Konzern zu verlassen und bei einem anderen Unternehmen neu einzusteigen.

Umso wichtiger ist, dass man sich bei der Ausbildungsfinanzierung gegenseitig unterstützt: Wer Leute auf eigene Kosten qualifiziert, der kann nicht verhindern, dass dieser nach kurzer Zeit dennoch den Arbeitgeber wechselt. Dass der neue Arbeitgeber sich dann aber anteilig an den Kosten beteiligt, ist für alle gerecht und sorgt dafür, dass es lukrativ wird, auszubilden.

Überhaupt, die Ausbildung ist so eine Sache: Ja, es ist legitim wenn Sozialleistungsträger sich an der Qualifikation Langzeitarbeitsloser finanziell beteiligen. Wenn der Bildungsgutschein aber zur Zugangsvoraussetzung wird, dann haben wir ein Problem. Glücklicherweise haben hier viele Unternehmen in den letzten Jahren umgesteuert. Dass das notwendig ist, sieht man dieser Tage gerade in Nordrhein-Westfalen wieder

Die Nordwestbahn hat ganze Linienabschnitte auf Wochen hinweg vom Eisenbahn- auf den Busverkehr umgestellt. Wie soll denn bitte ernsthaft eine Verkehrsverlagerung auf die Schiene stattfinden, wenn die hier zuständige Branche es nicht einmal schafft, Personal für den vorhandenen Fahrplan einzustellen? Ist das die viel gepriesene „neue Ernsthaftigkeit“ im Alltag? Na dann Prost Mahlzeit!

Auch dass Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen gemeinsam in einem Boot sitzen, zeigt wie richtig eine solche Aktion ist. Ja, der Aufgabenträger muss künftig auch Vorgaben machen können, wie viele Personen pro Jahr neu ausgebildet werden müssen. Kann es sein, dass ein einzelnes Unternehmen dann argumentiert, die verpflichtende Ausbildung sei nicht zumutbar und vor die Vergabekammer zieht? Vielleicht!

Glücklicherweise ist aber auch der Landesverkehrsminister beteiligt. Es wäre im Zweifel Sache der Politik – auch über die Einflussnahme im Bundesrat zur Änderung von Bundesgesetzgebung – hier Rechtssicherheit zu schaffen. Denn die jetzige Situation ist das Gegenteil dessen, was man mit der Eisenbahnreform erreichen wollte. Die Schiene hatte stets das Image, unzuverlässig zu sein. Das darf keinesfalls wieder einreißen!

Siehe auch: NRW startet Fokus Bahn

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