Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Es geht los

10.12.18 (Hessen, Kommentar, Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Ich erinnere mich noch genau: Es muss im Frühjahr 2012 gewesen sein, als die ersten Überlegungen des neuen Lebenszyklusmodells vorgestellt worden sind. Dass der Aufgabenträger Züge anschafft und sie dem Betreiber überlässt, war nichts neues. Aber dass ein Hersteller alleine und dauerhaft für die Instandhaltung zuständig bleibt und dass es mehrere Betreiber gibt, die vielleicht wechseln, aber nichts mit der Wartung zu tun haben, das gab es in Deutschland in dieser Form nicht.

In anderen Ländern ja, aber bei uns war und ist – sicher auch aus der historischen Tradition des Volldienstleisters Bundesbahn alter Tage – die Verantwortung für das Rollmaterial beim Betreiber. Und was wurde über die Jahre zwischen den beteiligten Akteuren gestritten: NVR und VRR bekamen sich in die Haare – und das hier an dieser Stelle im Eisenbahnjournal Zughalt.de.

DB Regio hat öffentlich einen Marktaustritt erwogen, weil man sich chancenlos sah. Am Ende hat man auch kein einziges Betriebslos der RRX-Leistungen für sich entscheiden können und auch die Werkstattaufträge, an denen man gerne partizipiert hätte, sind komplett bei Siemens. Das ist sicher sehr ärgerlich aus Sicht des Unternehmens, das den Anspruch hat, Marktführer in allem zu sein, was rund um den Eisenbahnverkehr in Deutschland veranstaltet wird.

Aber gut, die nächsten Ausschreibungen stehen schon vor der Tür und da haben alle wieder faire Chancen. Nur einer, wird im neuen Jahr nicht mehr dabei sein, sondern seinen Ruhestand genießen: Der langjährige VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann, der eine wesentliche Kraft hinter der erfolgreichen Marktentwicklung an Rhein und Ruhr war. Das Projekt, das er jahrelang begleitet hat und für das er sich auch stets persönlich einsetzte, geht jetzt wenige Wochen vor dem Ende seines Berufslebens an den Start.

Er hinterlässt ein bestelltes Feld und heute schon werfen die ersten Betriebsaufnahmen im S-Bahnnetz ihre Schatten voraus, wo es ebenfalls eine Trennung zwischen Betrieb und Instandhaltung gibt. Hier war DB Regio allerdings erfolgreicher: Neben den Linien S 5 und S 8 bleibt auch die Instandhaltung eines der beiden Lose im Essener DB-Werk. Man sieht also: Der Markt ist eingeschwungen.

In Nordrhein-Westfalen ganz besonders und wenn jetzt der Rhein-Ruhr-Express kommt, ist das die Chance für eine deutlich bessere Eisenbahn. Aber die muss genutzt werden: Man muss die Infrastruktur verbessern und sicherstellen, dass Leistungsausweitungen dann auch finanzierbar sind. Die erheblichen Ausschreibungsersparnisse der letzten Jahre, die oftmals durch den Wechsel vom Netto- in den Bruttovertrag weitere finanzielle Verbesserungen bei der Aufgabenträgern mit sich bringen, schaffen die Grundlage dafür.

Doch wenn es eine abschließende Lehre aus der jahrelangen RRX-Vorbereitung gab, dann die: Ja, es lohnt sich, für eine gute Sache zu kämpfen. Denn nur mit Einsatz, Überzeugung und Durchhaltevermögen schafft man, was man sich vorgenommen hat. Und ich freue mich auf den neuen Expressverkehr an Rhein und Ruhr.

Siehe auch: RRX: Abellio rollt auf der ersten Linie

Kommentare sind geschlossen.