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Gemeinsam für mehr (gefühlte) Sicherheit

05.11.18 (Kommentar, Österreich, Verkehrspolitik, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Dass sowohl die Wiener Linien in Österreich als auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr sich klar und deutlich für eine verbesserte Sicherheitspolitik in öffentlichen Verkehrsmitteln aussprechen und die umsetzen, ist ein weiterer Beleg dafür, wie richtig diese Politik ist. Zu einem starken Rechtsstaat gehört auch, dass in Bussen und Bahnen das Recht durchgesetzt wird – und dass diejenigen, die dafür zuständig sind, Präsenz zeigen.

Es reicht eben nicht, wenn ein Schaffner in der ersten Klasse sitzt und die Bildzeitung liest oder wenn in manchen Zügen nur stichprobenhaft Kontrolleure einsteigen und sofort in den nächsten Zug umsteigen. Und da nutzt auch der Hinweis nichts, dass es in öffentlichen Verkehrsmitteln angeblich genauso sicher sein soll wie überall im öffentlichen Raum.

Erst in diesem Sommer hat die Allianz pro Schiene mithilfe eines Bremer Wissenschaftlers nachweisen wollen, dass ausschließlich die öffentliche Berichterstattung dafür verantwortlich sei, dass viele Menschen sich in Bussen und Bahnen unwohl fühlten. Wann dieser Wissenschaftler oder auch die Funktionäre der Allianz pro Schiene zuletzt am Samstagabend um 23 Uhr in irgendeinem Regionalexpress oder einer S-Bahn unterwegs waren, entzieht sich meiner Kenntnis.

Tatsache ist aber, dass Busse und Bahnen nicht selten ein Angstraum sind und dem muss man sich professionell und ernsthaft entgegenstellen. Dass man jetzt mehr und mehr ein System einführt, bei dem verschiedene Sicherheitsteams unternehmensübergreifend in den Zügen sind, ist ein richtiger erster Schritt.

Es reicht eben nicht, wenn jeder seins macht, sondern die anwesenden Leute müssen miteinander vernetzt sein, sich gegenseitig unterstützen und vor allen Dingen darf nach außen nicht nachvollziehbar sein, wann und wo die Sicherheitsteams auftauchen. Dass hier „nur“ der SPNV betroffen ist, zeigt eine strukturelle Fehlprogrammierung der ÖPNV-Politik: Die kommunalen Monopolunternehmen brauchen nicht mitzumachen und keiner kann sie zwingen.

Die Stadtwerke-Fürste machen ihr eigenes Ding und weigern sich aus Gründen der Eitelkeit, sich zu beteiligen. So wie sich die Ruhrbahnen dieser Welt ja auch schon letztes Jahr geweigert haben, sich an der Wir-Machen-Das-Bewegung zu beteiligen. Alle Unternehmen auf der Schiene machen viele Dinge gemeinsam, aber wenn die Stadtwerke nicht wollen, dann gehen sie halt nicht hin.

Hier muss man die Grafen aus dem Hause Stadtwerke mit politischen Mitteln überstimmen können, damit eben in diesem Bereich nicht jeder sein Ding machen kann, wie er gerade Lust hat. So wie ja auch in Wien eine Zusammenarbeit zwischen den Linien und der ÖBB notwendig ist, so müssen die Sicherheitsteams aus der S-Bahn auch in der benachbarten U-Bahn aktiv sein – und natürlich auch andersrum.

Das gilt umso mehr an den Bahnhöfen, wo die unterirdischen Zugangsstationen zur U-Bahn oft gemeinsam mit dem städtischen Vorplatz Teil des Gesamtkomplexes Bahnhof ist. Deshalb muss man sich jetzt parteiübergreifend Gedanken machen, wie man dieses Problem zu lösen gedenkt.

Siehe auch: Sicherheitskonzepte werden verlängert

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