DB AG investiert in die SPFV-Flotte
01.10.18 (Fernverkehr, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld
Die DB AG beschafft zusätzliche SPFV-Triebzüge vom Typ ICE 4. Das Unternehmen stockt damit die bisherigen Investitionen von 5,3 Milliarden um weitere 700 Millionen Euro auf. Der Aufsichtsrat hat das Investitionsvorhaben in der vergangenen Woche genehmigt. Darüber hinaus fließen 320 Millionen Euro in die Modernisierung des ICE 1. Derweil werden die defektanfälligen Triebzüge vom Typ ICE 2 wohl keine Zukunft mehr haben.
Kurios: Während die noch von der alten Bundesbahn beschafften allerersten ICE-Züge damit eine mehrjährige Zukunft haben, werden die aus der zweiten Hälfte der 1990er Jahre stammenden ICE-Züge vom Typ ICE 2 alsbald verschwinden. Ähnliche Konstellationen gab es auch im Regionalverkehr, wo die ersten Gehversuche der damals neu gegründeten DB AG bei der Anschaffung von neuem Rollmaterial nur mittelmäßig erfolgreich waren.
Zahlreiche Züge, die zwischen 1994 und 2000 angeschafft worden sind, sind entweder gar nicht mehr auf dem Gleis oder die Ausmusterung steht bevor. Dieses Phänomen überträgt sich nun auch in den Bereich des SPFV. Doch gerade weil die ICE 2 in absehbarer Zeit ersetzt werden, ist davon auszugehen, dass die Betriebsqualität im Fernverkehr künftig zuverlässiger wird.
Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der DB AG: „Mit diesen zusätzlichen Investitionen machen wir die Schiene noch attraktiver. Für unsere Fahrgäste im Fernverkehr bedeutet das mehr Platz, mehr Komfort und ein größeres Angebot. Die Bahn ist und bleibt der Schlüssel für eine erfolgreiche Verkehrswende.“
Insgesamt bestellt das Unternehmen zusätzlich 18 neue siebenteilige Triebzüge vom Typ ICE 4, dazu kommen fünfzig Einzelwagen, mit denen bereits bestellte zwölfteilige Züge zu 13teiligen Fahrzeugen verlängert werden sollen. Die Zahl der Reisenden ist in den letzten drei Jahren kontinuierlich gestiegen – auf 142 Millionen im Jahr 2017. Auch in diesem Jahr rechnet die DB Fernverkehr AG mit einem neuen Fahrgastrekord.
Mit den zusätzlichen Zügen und Wagen weitet das Unternehmen die 2015 gestartete Fernverkehrsoffensive deutlich aus und will noch mehr Menschen für die Bahn gewinnen. Mit der SPFV-Offensive ist im wesentlichen der Plan gemeint, möglichst viele derzeit als Regionalexpress betriebene Leistungen in den Fernverkehr zu integrieren und gleichzeitig Geld vom Aufgabenträger für die Anerkennung von Nahverkehrsfahrscheinen zu bekommen – ein Modell, das etwa in Nordrhein-Westfalen in den letzten Jahren mehrfach durch die Vergabekammer untersagt worden ist.
Bei der jetzt angekündigten Neubeschaffung geht es allerdings um ICE-Triebzüge; mithin um einen ganz anderen Bereich als der, der von der 2015 angekündigten SPFV-Offensive betroffen ist. Dennoch versucht man bei der DB AG die verschiedenen Sachverhalte kommunikativ zu vermengen. Zumal es auch Gemeinsamkeiten gibt, etwa die Investitionen in den Fuhrpark.
Berthold Huber, Vorstand Personenverkehr der DB AG: „Wir entwickeln unser Angebot konsequent weiter. Durch Investitionen in die Modernisierung unserer Flotte senken wir das Durchschnittsalter unserer Fahrzeuge, schaffen zusätzliche Kapazität und werden flexibler. So können wir die Zuverlässigkeit und das Platzangebot auf nachfragestarken Strecken verbessern.“
Derweil sind auch weitere Details zu den neuen Zügen genannt worden: Der jeweils 13. Wagen der Triebzüge vom Typ ICE 4 wird ein sogenanntes Powercar, d.h. der zusätzliche Wagen ist angetrieben, was die Leistungsfähigkeit des Zuges weiter erhöht. Das ermöglicht auch den Einsatz auf Strecken mit großen Steigungen, etwa auf der 2003 eröffneten Schnellfahrstrecke zwischen Köln und Rhein/Main.
Derzeit wird auch eine Anhebung der Höchstgeschwindigkeit von derzeit 250km/h auf dann 265km/h geprüft, hier ist allerdings noch keine Entscheidung gefallen. Die Verlängerung betrifft insgesamt fünfzig der bereits bestellten hundert Züge. Die Zahl der Sitzplätze in diesen Zügen steigt von 830 auf 918 – das sind rund fünf Mal mehr als in einem Kurzstreckenflugzeug und rund 15 Mal mehr als in einem Fernreisebus.
Der dreizehnteilige Zug bietet künftig mehr Kapazität auf schon heute stark nachgefragten Strecken. Aufgestockt wird auch die Bestellung von siebenteiligen ICE 4, deren bisher geplante Anzahl von 19 auf dann 37 erhöht wird. Der „kleine Bruder“ der langen ICE 4 kann einzeln oder in Doppeltraktion fahren und ist damit flexibler einsetzbar. Auch Flügelkonzepte im SPFV sind damit zukünftig technisch durchführbar.
Siehe auch: Die Stärken der Eisenbahn