Reichweite von E-Fahrzeugen steigt
09.08.18 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
Eine der größten Sorgen potenzieller Käufer von Elektrofahrzeugen ist die beschränkte Reichweite, die sie mit einer Batterieladung zurücklegen können. Als Hürde für den Durchbruch der Elektromobilität wird dies jedoch in Zukunft von immer geringerer Bedeutung sein, wie die Berater von Horváth & Partners in ihrem jährlichen „Fakten-Check Mobilität 3.0“ feststellen.
Neu zugelassene Elektrofahrzeuge besaßen 2017 im Durchschnitt eine Reichweite von knapp 300 km, 10 Prozent mehr als noch 2016. Für 2020 prognostizieren die Berater eine durchschnittliche Reichweite von über 400 Kilometern. Um die durchschnittliche Reichweite zu ermitteln, gewichteten die Autoren der Studie die Reichweitenangabe der Hersteller mit den jährlichen Verkaufszahlen der entsprechenden Fahrzeuge.
2011 lag der durchschnittlich angegebene Wert noch bei etwa 150 Kilometern. 2014 gelang der Sprung über die 200-Kilometer-Grenze. 2017 erhöhte sich die durchschnittliche angegebene Reichweite aller verkauften Elektrofahrzeuge auf 298 Kilometer.
„Treiber dieser Entwicklung sind nicht nur neue Modelle mit höheren Reichweiten, sondern insbesondere Facelifts bereits existierender Modelle, mit denen die Hersteller versuchen, die Reichweiten ihrer elektrischen Flotte stetig zu erhöhen“ erklärt Oliver Greiner, Studienleiter und Partner bei Horváth & Partners. Das Facelift des Volkswagen e-Golf erhöht die Reichweite des Modells beispielsweise von 190 Kilometer auf etwa 300 Kilometer.
Renault konnte die Reichweite des ZOE von 240 Kilometer auf etwa 400 Kilometer erhöhen. Diese Reichweitensteigerungen sind auf größere Batterien und eine erhöhte Energiedichte zurückzuführen. Eine effizientere Energienutzung durch einen geringeren Energieverbrauch pro gefahrenen Kilometer konnten die Berater von Horváth & Partners nicht beobachten.
Das immer noch reichweitenstärkste Fahrzeug, das Tesla Model S 100D, verfügt laut Herstellerangaben über eine Reichweite von 632 Kilometer. „Die Entwicklung zeigt, dass Käufer von Elektrofahrzeugen Modelle mit größeren Reichweiten bevorzugen, obwohl die meisten von ihnen keine 40 Kilometer pro Tag fahren“ erklärt Dr. Thomas Becker, Automobilexperte bei Horváth & Partners und Co-Autor der Studie.
Teslas Elektrofahrzeuge waren schon früh darauf ausgerichtet, nun ziehen auch kleinere Fahrzeuge mit höherer Reichweite nach. So war das meistzugelassene Elektrofahrzeug 2017 der Renault ZOE, gefolgt vom Volkswagen e-Golf und Smart EQ Fortwo. Es sieht alles danach aus, dass sich der positive Trend bei der Reichweite weiter fortsetzen wird, denn fast alle Hersteller haben bis 2020 E-Autos angekündigt, die über 300 Kilometer schaffen sollen.
Die Managementberater gehen daher davon aus, dass bis 2020 ein neu zugelassenes reines Elektroauto im Durchschnitt mit einer Batterieladung eine Distanz von über 400 Kilometern zurücklegen kann. Ende 2017 waren in Deutschland mehr als 120.000 E-Autos zugelassen – etwa achtzig Prozent mehr als ein Jahr zuvor.