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NRW: Aufgabenträger kritisieren Zugausfälle

23.07.18 (Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Am vorvergangenen Wochenende hatten sowohl der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) als auch der Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) mit erheblichen Zugausfällen bei DB Regio zu kämpfen – allerdings waren in den vergangenen Monaten und Jahren regelmäßig auch andere Unternehmen betroffen. Insgesamt lässt sich konstatieren, dass der Personalmangel ein branchenweites Problem ist, das sich in den kommenden Jahren eher verschärfen dürfte.

So sind am 14. und 15. Juli die Linien RE 11 zwischen Düsseldorf, Paderborn und Kassel sowie die Linie S 5 zwischen Hagen und Dortmund ganz ausgefallen. Aufgefangen werden konnte das u.a. dadurch, dass die von Abellio Rail NRW betriebene Linie RB 40 baustellenbedingt an diesem Wochenende außerplanmäßig Richtung Dortmund fuhr – und so standen die Fahrgäste von DB Regio nicht ganz auf dem Trockenen.

Zur Erinnerung: Die Linie S 5 war, gemeinsam mit der Linie S 8, die erste Ausschreibung im VRR nach dem Abellio-Urteil im Frühjahr 2011. DB Regio hatte sich damals in einem denkbar knappen Fotofinish gegen den Konkurrenten Abellio durchgesetzt. Auch die Linie RB 37 zwischen dem Duisburger Hauptbahnhof und Duisburg-Entenfang wurde gestrichen.

Auf der Mitte-Deutschland-Verbindung war die Sache noch dramatischer: Neben der überregionalen Bedeutung dieser Verbindung mit der Verknüpfung zum ICE im Knoten Kassel Wilhelmshöhe soll die Linie zudem im Rahmen des Ersatzkonzeptes für die Sperrung der Bahnverbindung Dortmund-Hamm über Unna und Werl umgeleitet werden, um weiterhin die wichtigen Verkehrsbeziehungen Ruhrgebiet – Westfalen anbieten zu können.

Die Eisenbahn hat also ein insgesamt schlechtes Bild abgeliefert. Die Schiene als unzuverlässiger Verkehrsträger? Ein Image, von dem man sich mit der Abschaffung der alten Behördenbahn vor fast 25 Jahren nur mühsam erholen konnte. Als Vertragspartner und Besteller der Verkehrsleistungen kann der NWL diese Entscheidung der DB Regio NRW nicht akzeptieren und kritisiert die unabgestimmte, kurzfristige Vorgehensweise des Unternehmens scharf

Man scheint also nicht an den Plänen der DB AG beteiligt gewesen zu sein, sondern wurde nur über die Ausfälle informiert. So lief es auch beim VRR, der nicht nur bei DB Regio, sondern auch bei der Nordwestbahn mit nicht wenigen Zugausfällen zu kämpfen hatte. Sie alle haben das gleiche Problem: Es fehlt Personal.

Am ersten Ferienwochenende in Nordrhein-Westfalen kamen dann noch erkrankte Mitarbeiter hinzu und schon waren gleich zwei Unternehmen – DB Regio und die Nordwestbahn – nicht mehr in der Lage, ihre Verkehrsverträge zu erfüllen. Da aufgrund verschiedener Baustellen der Bahnverkehr im Verbundraum Rhein-Ruhr in den Sommerferien ohnehin zum Teil eingeschränkt ist, führt jeder Ausfall weiterer Züge zu großen Problemen bei den Fahrgästen.

Gerade Gelegenheitsfahrer, die in der Woche mit dem Auto zur Arbeit fahren und samstags oder sonntags mal den Zug nehmen, werden sich so wohl kaum für die Schiene gewinnen lassen. Als Vertragspartner und Besteller der Verkehrsleistungen kann der VRR diese Entwicklungen nicht akzeptieren und fordert effiziente und nachhaltige Lösungen.

Insbesondere die unabgestimmte und kurzfristige Vorgehensweise von DB Regio, komplette Leistungen zu streichen ist nicht akzeptabel und wird vom VRR scharf kritisiert. Dem VRR ist durchaus bewusst, dass diese Ausfälle aktuell symptomatisch sind für die Bahnbranche. Das Thema der fehlenden Personale und dabei insbesondere der Triebfahrzeugführer betrifft inzwischen nahezu alle Eisenbahnverkehrsunternehmen und stellt damit ein dauerhaftes, strukturelles Problem dar.

Daher fordert der VRR alle Unternehmen zu mehr Engagement bei der Ausbildung von Triebfahrzeugführern auf. Das sieht man in Unna beim NWL ähnlich wie beim VRR in Gelsenkirchen. Die Aufgabenträger werden daher gemeinsam mit den verantwortlichen Verkehrsunternehmen und sonstigen Partnern den Branchendialog in Nordrhein-Westfalen verstärken, damit eine nachhaltige Lösung der Personalprobleme im SPNV erreicht werden kann.

Dabei sollen sämtliche zur Verfügung stehenden Instrumente, sowohl in vertraglicher, finanzieller und kommunikative Hinsicht auf ihre Eignung zur Eindämmung der angesprochenen Problematik geprüft und den Partnern der Eisenbahnbranche unternehmensübergreifende Angebote gemacht werden. Ziel ist es, dass alle Unternehmen einen ausreichenden Personalstamm vorhalten müssen.

Siehe auch: Vom Suchen und Finden der Lokführer

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