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Wir schaffen das – im Verbund

07.06.18 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Ja, Baustellen tragen dazu bei, dass die Qualität der Infrastruktur langfristig mindestens konstant bleibt und idealerweise sogar steigt. Das ist notwendig, denn nicht nur an dieser Stelle wurde regelmäßig darüber diskutiert, dass eine aus den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts stammende Infrastruktur oft schlicht nicht reicht, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Die höhere Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Bund und dem Bundesunternehmen DB Netz sorgt dafür, dass die Investitionen steigen – und mit ihnen die Bautätigkeiten. Da ist eine vernünftige Regelung zur Planung und Ausführung unumgänglich. Natürlich hat DB Netz in der Vergangenheit hier immer mal wieder auch Eigenbemühungen gezeigt, aber es ist dennoch wichtig, hier gemeinsame Regelungen zu schaffen – und diese auch so auszugestalten, dass eine bessere Baustellenverwaltung finanziell lohnenswert ist.

Je länger eine Strecke gesperrt bleibt, desto teurer wird es für den Infrastrukturbetreiber. Und ja, wenn man dann mal ein Wochenende Bahnbusse einsetzt statt Züge, dann ist es auch zumutbar, in dieser Zeit möglichst viele Weichen, Oberleitungen und vieles mehr auszutauschen, um die Sperrzeiträume so kurz wie möglich zu halten. Denn Zuverlässigkeit ist das wichtigste im Eisenbahnbetrieb.

Wenn ein Zug fünf Minuten vor dem Einfahrsignal steht, in der Zeit aber der Anschlusszug abgefahren ist, dann haben wir ein Problem. Das lassen sich Fahrgäste nämlich nicht lange gefallen und wenn das mehrfach vorkommt, dann ist der Weg zurück ins eigene Auto ganz schnell passiert. Gerade vor diesem Hintergrund braucht man aber eine deutlich leistungsfähigere Infrastruktur.

Diesen Spagat zu schaffen, einerseits mit vernünftigen und hohen Investitionen für Verbesserungen zu sorgen, andererseits aber mit den dadurch entstehenden Baustellen den Ist-Zustand so behutsam wie möglich zu verschlechtern ist ohne Frage schwer, aber er ist zu schaffen. Dazu müssen sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und zeigen, dass sie wirklich das gleiche Ziel haben, nämlich einen guten Eisenbahnverkehr anzubieten.

Noch vor ein paar Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass sich DB Netz auf irgendwelche Vereinbarungen einlässt, an denen zudem auch noch Wettbewerbsbahnen außerhalb des Konzerns beteiligt sind. Auch dass der VDV gemeinsam mit Mofair an einer solchen Aktion teilnimmt wäre in einer gar nicht so fernen Vergangenheit undenkbar gewesen. Es ist erfreulich, dass die politische Vertretung der Wettbewerbsbahnen nun dort angekommen ist, wo sie hingehört: Auf Augenhöhe mit dem VDV.

Es ist kein Gegen-VDV, wohl aber tun die NE-Bahnen gut daran, sich auch außerhalb des DB-dominierten VDV politisch zu organisieren und hier mit einer Stimme zu sprechen. Gleichzeitig tut auch der VDV gut daran, sich zu beteiligen. Bei allen unterschiedlichen Interessen innerhalb des Eisenbahnsektors muss auch klar sein, dass der gemeinsame Konkurrent das Auto ist. Nur gemeinsam sind wir als Schiene stark – wir schaffen das; im Verbund.

Siehe auch: Runder Tisch Baustellenplanung geht an den Start

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