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VDV: Verkehrswende ist möglich

14.06.18 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Zughalt, 14.6.´18 (sh) Anlässlich der Jahrestagung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in dieser Woche in der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam hat man eine umfassende Machbarkeitsstudie zur Verkehrsverlagerung auf die Schiene vorgelegt. Das Ziel: Bis zum Jahr 2030 möchte man das Fahrgastaufkommen in Bussen und Bahnen um dreißig Prozent und das Güterverkehrsaufkommen um 22 Prozent erhöhen.

Dieses Wachstum ist laut einer aktuellen Studie der Beratungsunternehmen Pricewaterhouse-Coopers (PwC) und Intraplan bis zum Jahr 2030 möglich. In der Studie „Deutschland mobil 2030“, die im Auftrag des VDV erstellt wurde, haben die Gutachter auf Basis aktueller Verkehrs- und Bevölkerungsdaten, Trends sowie politischer Rahmenbedingungen die zu erwartenden Entwicklungen des deutschen Mobilitätsmarktes prognostiziert.

Daraus wurden je drei mögliche Szenarien für den Personen- und den Güterverkehr abgeleitet. Im Szenario „Verkehrswende“ und im Szenario „Konsequent Schiene“ gelingt dabei durch das deutliche Wachstum der Branche eine nachhaltige Wende hin zu effizienter und klimafreundlicher Mobilität und die deutschen Klimaschutzziele werden erreicht.

„Die Studie zeigt, dass die umweltpolitischen Ziele für das Jahr 2030 erreichbar sind. Aber dazu bedarf es großer Anstrengungen aller Akteure. Wir als Verkehrsunternehmen sind gefordert, uns dem Transformationsprozess proaktiv zu stellen und unsere Position als Mobilitätsdienstleister und –integrator vor Ort auszubauen – dafür brauchen wir dann auch passgenaue politische Rahmenbedingungen. Wir brauchen mehr Mobilität und weniger Verkehr, wenn wir die Mobilitätsbedürfnisse der Bürger auch in Zukunft sicherstellen und Einschränkungen wie Fahrverbote vermeiden wollen“, so VDV-Präsident Jürgen Fenske.

Aus Sicht der Verkehrsunternehmen müssen dazu die vorhandenen Kapazitäten ausgebaut und erweitert werden. In Großstädten und Ballungsräumen müssen Takte verdichtet und zusätzliche Angebote geschaffen werden. Der Ticketvertrieb muss digitaler, einfacher und vernetzter werden. Und gerade in ländlichen Räumen werden neue, flexiblere Geschäftsmodelle benötigt.

„Wir wollen in nur zwölf Jahren dreißig Prozent mehr Kunden in Bussen und Bahnen befördern und 22 Prozent mehr Güter auf der Schiene transportieren. Das gelingt nur, wenn wir uns konsequent an den Bedürfnissen unserer Kunden orientieren. Der öffentliche Verkehr und die Verkehrsunternehmen der Zukunft bieten eine Mischung aus unserem heutigen Kerngeschäft und neuen, innovativen Dienstleistungen rund um die Mobilität. Nur dann können wir Marktanteile hinzugewinnen“, so Fenske weiter.

Neben den Anstrengungen der Branche müssen auch die politischen Rahmenbedingungen weiter auf neue Mobilitätsangebote ausgerichtet werden. Nur dann sind die prognostizierten Modal-Split-Ziele zu erreichen. Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung bietet dafür aus Sicht des VDV eine gute Basis.

„Die politisch beschlossenen Klimaschutzziele und damit die Verbesserung und auch Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse erreichen wir nur, wenn wir die umweltfreundlichen Verkehre stärken und konsequent auf mehr Effizienz setzen. Dazu ist im ersten Schritt der Ausbau unserer Kapazitäten nötig. Die Bundesregierung hat unter anderem durch die Erhöhung der GVFG-Mittel und der Verstetigung der Mittel des Mobilitätsfonds für finanzschwache Kommunen erste wichtige Schritte dafür beschlossen. Doch das wird alleine nicht reichen. Zum einen müssen nun auch die Länder ihrer Verantwortung für den öffentlichen Verkehr nachkommen und entsprechende Gelder für den Ausbau und die Sanierung bereitstellen“, so Jürgen Fenske.

Der VDV hatte deshalb bereits Ende Februar ein Sofortprogramm gegen Fahrverbote und für mehr Klimaschutz im Verkehr vorgeschlagen. Mit insgesamt sieben Maßnahmen wäre es nach Ansicht des Verbandes möglich, kurz- bis mittelfristig die Schadstoffbelastung im Verkehr zu verbessern.

„Darin enthalten ist unter anderem ein Förderprogramm für tausend neue, moderne und äußerst emissionsarme Euro 6 Dieselbusse oder die kurzfristige Senkung der Trassenpreise im Schienenpersonennahverkehr, um mit dem Geld zusätzliche Verkehre in hochbelasteten Pendlerräumen zu ermöglichen. Auch die Steuerbefreiung von Jobtickets wäre eine schnell und einfach umzusetzende Maßnahme, um den Anreiz für diese Tickets für Arbeitgeber und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen“, so Fenske.

Siehe auch: Was heißt Verkehrswende?

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