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Marktwirtschaft funktioniert!

04.06.18 (Fernverkehr, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Was haben wir nicht für Horrorszenarien zu hören bekommen, als die Fernbusfreigabe erfolgt ist: Der SPFV gerät so stark unter Druck, dass zahlreiche Angebote eingestellt werden müssen: Was jetzt noch knapp über dem Breakeven läuft, wird dann darunter rutschen. Die Eisenbahn würde Schaden durch die Konkurrenz nehmen und wer die Schiene schützen will, der darf keine Konkurrenz zulassen.

Das Argumentationsmuster kannten wir damals schon länger: Der Wettbewerb im SPNV sorgt für zu hohen Preisdruck, was der Qualität schadet – das Gegenteil ist der Fall. Qualitätskontrollen im Bereich Infrastruktur bringen DB Netz verstärkt in Sparzwang, was der Qualität erheblich schaden wird – das Gegenteil ist der Fall. Und auch hier sehen wir: Die Eisenbahn hat durch den neuen Marktdruck profitiert.

Ein protegierter Verkehrsträger Schiene wird nicht besser, sondern nur monopolistischer. Was wir jetzt erleben ist ja nicht der Anfang. Schon seit Jahren sind deutliche Verbesserungen zu erkennen. Erinnern sich einige Leser noch daran, dass Sparpreise einen Vorlauf von mindestens drei Tagen brauchten? Wer nicht spätestens am Montag seinen Fahrschein gekauft hat, konnte am Donnerstag nur mit dem Normalpreis fahren.

Und der war damals schon so strukturiert, dass er allenfalls abschreckende Wirkung haben sollte, in der Hoffnung, dass möglichst viele Leute mit Sparpreisen fahren. Für Spesenritter gibt es den jetzt Flexpreis heißenden Normalpreis ja immer noch. Wir reden auf einmal über flächendeckenden Internetzugang an den Bahnhöfen und auch in den fahrenden Zügen.

Noch vor einigen Jahren wäre bereits eine solche Forderung als polemisch und populistisch abgetan worden. Wer soll das denn finanzieren? Und außerdem ist das ja technisch gar nicht möglich. Wobei, das ist so ein Punkt, der immer wieder interessant ist: Wenn sich die juristischen Rahmenbedingen verändern, scheinen sich die Naturgesetze in nicht wenigen Fällen mit zu verändern.

Das ist natürlich völlig unmöglich, aber es zeigt, dass das Argument „geht nicht“ oftmals nur vorgeschoben ist. Mit steigendem Marktdruck gehen viele Dinge dann also doch. Das gilt auch für die Fahrpreise: Bereits in der Vergangenheit konnte man in der Tat beobachten, wie sich die Sparpreisverfügbarkeit in nicht wenigen Fällen deutlich verbessert hat.

Bei bestimmten Relationen, gerade auch wenn ein konkurrierender Fernbus im Spiel ist, sind RE/IC-Kombinationen nicht selten regelrecht verramscht worden. Natürlich kann ich das nicht beweisen, es bleibt ein subjektives Empfinden. Die Sparpreisfindung ist natürlich ein strikt gehütetes Unternehmensgeheimnis der DB AG.

Bei den jetzt eingeführten Verbesserungen steht es jedem ebenso frei, einen Wirkungszusammenhang mit der neuen Konkurrenz zu negieren. Es gibt keine offizielle Verlautbarung der DB AG, in der „wegen der Fernbusses passiert das und das“ steht. Aber mit etwas gesunder Auffassungssage zeigt sich: Ja, es liegt genau daran. Marktwirtschaft funktioniert. Und am Ende steht der Kunde viel besser da als vorher. Gut so!

Siehe auch: DB AG verbessert Sparpreisangebote

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