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Vernunft statt E-Ideologie

07.05.18 (go.Rheinland, Hamburg, Kommentar, Mecklenburg-Vorpommern, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Bei allen leeren Worthülsen und großspurigen Ankündigungen zum Thema Dieselausstieg auf der Schiene, so bleibt doch festzuhalten, dass ein umfassendes Elektrifizierungsprogramm für die Eisenbahn eine gute Idee ist. Es ist halt unglaubwürdig, wenn es seit zig Legislaturperioden in jedem Koalitionsvertrag steht.

Aber wenn es um den kommunalen Stadtbusverkehr geht, da muss man doch endlich mal Vernunft walten lassen: Trotz erheblicher „Fördergelder“ und „Investitionszuschüsse“ beim Versuch, Erfahrungswerte zu sammeln, ist die konventionelle Dieseltraktion am Markt auch heute noch unschlagbar und wird es auch bleiben.

Das offizielle Narrativ ist natürlich ein anderes: Wir fördern jetzt solange die anderen Traktionsarten, bis diese sich weiterentwickelt haben und den Dieselmotor ablösen können. Das Problem ist: Der Dieselmotor wird ja auch stetig weiterentwickelt, ganz ohne öffentliche Fördergelder. Die Nachfrage an konventionellen Dieselbussen ist hoch, ebenso die Konkurrenz unter den Herstellern.

Diese sind also darauf angewiesen, dass ihre Busse jedes Jahr ein bisschen besser werden: Etwas weniger Schadstoffausstoß, etwas weniger Kraftstoffverbrauch, weil die Konkurrenz auch nicht schläft. So funktioniert Marktwirtschaft in der Praxis. Die Dinge werden besser, ohne dass es staatlicher Steuerung bedarf.

Das ist der Unterschied zu den Fünfjahresplänen in der DDR, wo von oben beschlossen wurde, was zu konstruieren und was zu bauen ist. Auf dem Markt entwickeln sich die Dinge von selbst. Einige Unternehmen setzen zudem seit einiger Zeit Leichtbaubusse ein: Auch hier ist es möglich, den Kraftstoffverbrauch zu senken, weil weniger Gewicht bewegt werden muss.

Und wann immer man mit Wasserstoffantrieb, mit Hybridmotoren oder reinem Batteriebetrieb ein Stück weiter ist, dann sind die am Markt erhältlichen konventionellen Dieselbusse – wie bei Hase und Igel – schon wieder ein Stück sauberer und effizienter. Gleichzeitig muss man sich vor Augen führen, dass der öffentliche Verkehr in den Städten in jedem Fall ein Teil der Lösung ist und nicht Teil des Problems: Jede Busfahrt ist eine verhinderte Autofahrt.

Würde man die gleiche Energie, die man jetzt für diverse nicht marktfähige Traktionsarten aufwendet, für ein insgesamt verbessertes Angebot nutzen, käme so manch ein Umsteiger womöglich dazu. Denn es ist dem Fahrgast egal, ob sein Bus ein Diesel-, Hybrid-, Batterie-, Wasserstoff- oder weiß der Kuckuck für einen Motor hat. Der will vernünftig von A nach B kommen: In einer angemessenen Zeit, mit einem angemessenen Komfort und mit guten Umstiegsmöglichkeiten, auch von und zum SPNV.

Das ist ein Problem: Wenn die tollsten und hochgradig geförderten Elektrobusse nach einem Fahrplan fahren, der nicht kompatibel ist zum Eisenbahnverkehr am Bahnhof. Oder wenn man an den Stadtgrenzen keine vernünftigen Verbindungen zwischen den Stadtwerken A-Stadt und den Verkehrsbetrieben B-Stadt hat. Das ist alles deutlich wichtiger und am Ende auch erfolgreicher als das Streben nach immer exotischeren Traktionsarten.

Siehe auch: Verkehrsunternehmen beschaffen Elektrobusse

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