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München: MVG testet Isartiger

24.05.18 (München) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) baut den individuellen öffentlichen Nahverkehr in München weiter aus: Als Ergänzung zu U-Bahn, Tram und Bus, MVG Rad und Carsharing schickt der städtische Mobilitätsanbieter ab Mitte Juni den MVG Isartiger ins Rennen. Die MVG bringt den On-Demand-Service in München gemeinsam mit dem Technologie-Partner door2door aus Berlin auf die Straße.

Als Fahrzeuge sollen VW Caddys mit Erdgasantrieb (CNG) zum Einsatz kommen, zunächst innerhalb eines Pilotprojekts in einem Testgebiet zwischen der Innenstadt und dem Münchner Westen. Der Isartiger ist ein neues Mitfahrer-Angebot – ein flexibler Mobilitätsservice, der sich ganz nach persönlichem Bedarf anfordern lässt. Der Kunde nutzt sein Smartphone, um mit der Isartiger App eine Fahrt zu buchen. Passagiere und Fahrzeuge, die optimal zueinander passen, werden innerhalb kürzester Zeit miteinander gepaart.

Linienwege und Fahrpläne gibt es nicht. Die genaue Fahrroute legt ein Algorithmus unter Berücksichtigung von Buchungen weiterer Kunden fest, so dass sich die Kunden Fahrten teilen und die Fahrzeuge optimal ausgelastet werden. Die Software-Lösung für das Angebot stellt das Berliner Technologieunternehmen door2door zur Verfügung. Diese ermöglicht es der MVG, den Ridesharing-Service selbst zu betreiben und das bestehende Mobilitätsangebot zu ergänzen.

Ingo Wortmann, Vorsitzender der MVG-Geschäftsführung: „On-Demand-Services sind im Prinzip keine neue Idee. Flexible Bedienkonzepte wie Anrufsammeltaxis (AST) und Rufbusse gab und gibt es im ÖPNV bundesweit. Neue Möglicheiten ergeben sich aber durch die Bestellmöglichkeiten und die Abwicklung über Apps. Da sehen wir große Entwicklungspotenziale.“

Wortmann weiter: „Bei On-Demand-Lösungen führt der Fahrgast die Regie. Er bestellt sich mit seinem Smartphone Mobilität nach Maß, anstatt sich an einem Fahrplan und Linienweg orientieren zu müssen. Solche Angebote auf Abruf komplettieren die Wege in der Stadt von A nach B. Sie schließen damit auch Lücken, die der klassische ÖPNV nicht schließen kann, und sind damit ein wichtiger Schritt der MVG auf dem Weg zum integrierten Mobilitätsdienstleister der Landeshauptstadt München.“

Auch Autofahrer, die bisher keine Stammnutzer des klassischen ÖPNV sind, soll der MVG Isartiger überzeugen und sie sicher, bequem und umweltfreundlich durch die Stadt chauffieren. Jeder Pkw steht im Mittel fast 23 Stunden pro Tag. Service-on-Demand setzt dagegen darauf, dass dank cleverer digitaler Lösungen die Einsatzzeit der Fahrzeuge optimiert wird – und aus „Stehzeugen“ Fahrzeuge werden.

Das langfristige Ziel: weniger Autos, die besser gemeinsam und letztlich günstiger genutzt werden – ein Beitrag für mehr Lebensqualität in einer smart organisierten Stadt. „Als eine der ersten Metropolen Europas bringt München ein dynamisches On-Demand Rideshare Service auf die Straße und zeigt damit, wie sich der ÖPNV um smarte, bedarfsgerechte Angebote erweitern lässt”, so Tom Kirschbaum, Gründer und Geschäftsführer von door2door.

Kirschbaum: „Wir freuen uns, dass die MVG mithilfe unserer Technologie diese neue Form des Nahverkehrs anbietet und wir gemeinsam dazu beitragen, den Verkehr in der Stadt nachhaltig zu reduzieren und die Lebensqualität der Bürger zu verbessern.” Stufe 1 ist ein Vorab-Test mit geschlossenem Nutzerkreis, der rund drei Monate läuft. Start wird Mitte Juni 2018 sein.

Isacard-Abonnenten, die bereits Kunden der MVG sind, werden zur freiwilligen Teilnahme am Vorab-Test eingeladen. Sie dürfen den MVG Isartiger zunächst kostenlos nutzen, während die MVG als Betreiber die Erfahrungen und Mobilitätsbedürfnisse der Kunden kennenlernt. Eine Marktforschung begleitet den Vorab-Test. In Stufe 2, voraussichtlich ab Herbst 2018, erfolgt die Erprobung öffentlich bis Mitte 2020.

Jetzt hat jeder die Möglichkeit, mit dem neuen MVG-Service – dann kostenpflichtig – durch das Bediengebiet in München zu tigern. In diesem Zeitraum kann es auch zu Anpassungen des Bediengebietes und der Einsatzzeiten kommen – je nachdem, wie sich die Nachfrage entwickelt.

Stufe 3 wäre der Regelbetrieb, wenn sich das neue Angebot im Rahmen der Testläufe als sinnvoll und erfolgreich erwiesen hat und ein wirtschaftlicher Betrieb möglich erscheint. Als Ergänzung zum bestehenden ÖPNV strebt die MVG eine Genehmigung als Linienverkehr nach dem Personenbeförderungsgesetz an. Die Abstimmung mit den Behörden findet derzeit statt. Dabei soll ab Stufe 2 ein eigener Tarif genutzt werden.

Siehe auch: Visionen in die Wirklichkeit bringen

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