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Bahnbranche verkündet Diesel-Aus

03.05.18 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Allianz pro Schiene und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) haben in der letzten Woche angekündigt, aus der Dieseltraktion auf der Schiene aussteigen zu wollen. Auch auf nicht elektrifizierten Strecken fahren die Züge ab Ende 2024 mit alternativen Antrieben. So ist zumindest die Planung. Aktuell wurde in Nordrhein-Westfalen allerdings eine Ausschreibung mit alternativer Traktion wegen zu hoher Kosten abgesagt.

Doch unabhängig von diesen Realitäten sind die Planungen groß. Das weiß auch Enak Ferlemann (CDU), seit 2009 Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium: „Der Koalitionsvertrag gibt uns zwei große Aufgaben: die Verdopplung der Fahrgastzahlen bis 2030 und gleichzeitig die Erreichung der Klimaziele. Das schaffen wir nur, wenn wir den Personenverkehr auf der Schiene nachhaltig ausbauen und auf alternative Antriebe setzen. Dabei ist die Brennstoffzelle eine Schlüsseltechnologie der Mobilität 4.0. So sind schon bald Züge auf Strecken ohne Oberleitungen emissionsfrei unterwegs.“

„Die Bahnbranche ist hier im Machermodus“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege: „Der Sektor traut sich zu, ab Ende 2024 bei neuen Nahverkehrstriebwagen auf reinen Dieselantrieb zu verzichten.“ Neben der Elektrifizierungsoffensive für das deutsche Schienennetz verspreche der Koalitionsvertrag auch eine Förderung alternativer Antriebe.

Flege: „Beide Maßnahmen denken wir zusammen: Auch wenn die Politik bis 2025 rund siebzig Prozent des Netzes elektrifiziert haben will, wollen wir danach schrittweise auch die restlichen dreißig Prozent emissionsfrei befahren können, sei es mit alternativen Antrieben oder weiteren Elektrifizierungen. Wenn Politik und Bahnbranche jetzt gemeinsam entschlossen agieren, wird der gesamte Personenverkehr auf der Schiene bis 2050 komplett CO2-frei sein.“

„Wer die Energiewende will, muss sich ernsthaft mit dem Ausstieg aus dem Dieselantrieb beschäftigen. Die Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger sind sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst: Wir setzen verstärkt auf alternative Antriebe, indem wir den Ausbau elektrifizierter Strecken vorantreiben und Wasserstoffzüge einsetzen. Alleine für den RMV sind 26 Brennstoffzellen-Fahrzeuge für den Einsatz ab 2022 in der Ausschreibung“, sagte VDV-Vize Präsident Knut Ringat und betonte, dass dies ein ehrgeiziges Ziel sei.

Gleichzeitig nahm er die Industrie in die Pflicht: „Aufgrund der oftmals jahrelangen Vorlaufzeit bei Ausschreibungen brauchen wir serienreife Fahrzeuge mit alternativen Antrieben.“ All diese Eckpunkte seien in der Branchenvision festgeschrieben worden. Ringat verwies auch auf das Dauerthema Bahnsteighöhen. „Wir sollten uns nicht in eine Diskussion verwickeln lassen, ob Bahnsteige 55 oder 76 Zentimeter hoch sein müssen. Für die Fahrgäste zählt, dass wir so schnell wie möglich an allen Stationen eine Mindesthöhe von 55 Zentimeter erreichen.“

„Die Bahnindustrie arbeitet mit Hochdruck an der Serienreife von Alternativen zum Dieseltriebzug“, sagte der Leiter von Siemens Mobility Deutschland, Manfred Fuhg, der zugleich auch Förderkreissprecher der Allianz pro Schiene ist. „Noch in diesem Jahr werden die ersten Wasserstoffzüge den Fahrgastbetrieb aufnehmen. Auch bei den Batterietriebzügen wollen die Hersteller in Kürze mit dem Probebetrieb beginnen.“

Der Probebetrieb in elektrischer Traktion dauert bei Stadtbussen schon Jahrzehnte. Man geht noch immer davon aus, dass man es schafft, eine im Vergleich zu konventioneller Dieseltraktion marktfähige Antriebsarbeit auf die Beine zu stellen. Bis dato ist das allerdings nicht gelungen. Auf der Schiene soll das anders sein: Batteriefahrzeuge sollen eine Strecke von fünfzig Kilometern ohne Zwischenladung fahren können, Brennstoffzellenfahrzeuge schaffen sogar tausend Kilometer mit einer Wasserstoff-Tankfüllung.

Einem anderen wichtigen Thema möchte man sich ebenfalls annehmen: In Zukunft sollen alle Eisenbahnfahrzeuge universell kuppelbar sein. Dass man selbst optisch baugleiche Fahrzeuge in vielen Fällen nicht miteinander synchronisieren kann, weil sie zu unterschiedlichen Bauserien gehören, soll der Vergangenheit angehören.

Dann können Züge schnell und flexibel länger werden, wenn zu Stoßzeiten die Plätze knapp werden. Das heißt aber auch, dass es für den Fall steigender Nachfrage deutlich einfacher ist, Fahrzeuge nachzubestellen. Dazu gehört auch, dass man die Züge Upgrade-fähig machen will, auch wenn das nicht näher definiert ist. In jedem Fall: Eigenen Angaben zufolge soll es bald losgehen.

Siehe auch: Buzzword-Bingo

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