Gute Arbeit für gutes Personal
12.04.18 (Kommentar, Niedersachsen) Autor:Stefan Hennigfeld
Zahlreiche Aufgabenträger in Deutschland führen inzwischen ein umfassendes Controlling durch: Ob Rankings, die Bewertung nach Schulnoten oder auch die Messung der Infrastrukturqualität. Man weiß heute fast überall, welches Unternehmen gute Leistungen bringt und wo zum Teil erhebliche Nacharbeit erforderlich ist. Das ist ein aktiver Erfolg der Eisenbahnreform und zeigt, dass man es über die Jahre geschafft hat, die Gutsherrenmentalität der alten Behördenbahn hinter sich zu lassen.
Doch immer nur Messungen durchzuführen reicht nicht: Wenn es Probleme gibt, muss der Aufgabenträger auch aktiv eingreifen und dafür sorgen, dass diese gelöst werden. Das gilt sowohl bei konkreten Problemen als auch bei der generellen Ausgestaltung der Verkehrsverträge. So hat man in Niedersachsen berechtigterweise eine Ausbildungsquote in die Verkehrsverträge geschrieben: Die Unternehmen müssen jedes Jahr so und so viele neue Triebfahrzeugführer ausbilden und eine bestimmte Personalreserve vorhalten.
Die wirtschaftlichen Risiken, die mit diesen Dingen einhergehen, müssen bei der Preisfindung berücksichtigt werden. Reicht es, vielleicht gerade in wirtschaftlich starken Regionen, darauf zu spekulieren, genügend neue Leute von den Arbeitsämtern zu kriegen? Und selbst wenn genügend geeignete Kandidaten arbeitslos wären, zahlen die Sozialleistungsträger noch die Ausbildungskosten für alle?
Die rot-grünen Hartzreformen korrespondieren zeitlich mit den Betriebsaufnahmen zahlreicher Wettbewerbsbahnen. Die Ausstellung von Bildungsgutscheinen erfolgte damals im großen Stil. Seit 2005 gab es in jeder Legislaturperiode mindestens ein Sparpaket und die Arbeitslosenförderung war immer Teil dessen. Gleichzeitig hat die seit damals stark angezogene Konjunktur dafür gesorgt, dass viele geeignete Arbeitslose seit damals neue Stellungen gefunden haben.
Wer also die Personalvorgaben der Aufgabenträger erfüllen muss, der ist darauf angewiesen, auch selbst die Ausbildung neuer Kollegen zu finanzieren. Gerade im Hinblick auf die Zukunft muss man sich klarmachen, dass gute Leute nicht mehr einfach so auf Bestellung kostenlos geliefert werden. Im Gegenteil: Wir sind inzwischen in der Situation, dass viele gute Bewerber sich aussuchen können, wo sie arbeiten.
Und dabei reden wir nicht über die Frage, ob sich jemand für die Westfalenbahn, die Nordwestbahn, den Metronom oder DB Regio entscheidet, sondern darüber, dass der SPNV in Konkurrenz zum Güter- und Fernverkehr steht und die Eisenbahn als solches mit vielen anderen Branchen konkurriert. Daimler-Benz in Hamburg braucht ebenso gute Leute wie die Hamburger S-Bahn.
Wer bei Continental, Volkswagen oder der Salzgitter AG arbeiten kann, der wird sich überlegen, ob er wirklich als Triebfahrzeugführer arbeiten möchte. Darum müssen sich die Unternehmen überlegen, wie man sich – in mehrfacher Hinsicht – attraktiv machen kann. Denn eins steht fest: Nicht jeder kann bei der Eisenbahn arbeiten. Die Leute müssen gut ausgebildet und motiviert sein. Entsprechend muss man sich aufstellen.
Siehe auch: LNVG stellt Jahresbilanz vor