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Die Zukunft beginnt jetzt

23.04.18 (Fernverkehr, go.Rheinland, Güterverkehr, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Nachfrage steigt immens und es ist davon auszugehen, dass dieser Trend anhalten wird. Deswegen ist es notwendig, bereits heute vorausschauend zu denken und von Fahrgastmengen auszugehen, die im Moment noch unrealistisch erscheinen. Gerade auf einzelnen Linien kann man sehen, wie wichtig ist es ist, sich auf weiteren Andrang vorzubereiten.

Es klingt immer wie eine Negativmeldung, wenn im Großraum Köln von überfüllten Zügen die Rede ist, aber letztlich bedeutet das nichts anderes, als dass der eisenbahnpolitische Erfolg die Verantwortlichen quasi erschlägt. Würden die Fahrgastzahlen vor sich hindümpeln, so würden sich viele im Großraum Köln/Bonn diskutierte Fragen überhaupt nicht stellen.

Aber die Nachfrage boomt: Immer mehr Menschen sind auf der Schiene unterwegs und wollen nicht mit dem Auto im Stau stehen. Bequem ein Buch oder die Zeitung im Zug lesen, stressfrei zur Arbeit und nicht schon erledigt von der Autofahrt dort ankommen. Es hat Vorteile, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.

Dafür muss die Fahrt mit dem Zug selbst aber auch stressfrei sein: Ein verspäteter, überfüllter und womöglich übelriechender Zug ist das Gegenteil und so manch einer sitzt dann schneller wieder im Auto als einem recht sein kann. Deswegen braucht man sowohl eine angemessene Investition in die Infrastruktur als auch kurzfristige Leistungsausweitungen.

Die hohen Kosten-Nutzen-Faktoren, die bei zahlreichen Projektplanungen rund um Köln und Bonn erzielt werden, zeigen wie dringend die Infrastruktur fit für die Zukunft gemacht werden muss. Es reicht eben nicht mehr, sich auf das zu verlassen, was im letzten Jahrhundert mal genug war. Nun stellt sich natürlich die Frage, wie das alles finanziert werden soll.

Aber die Regionalisierungsgelder sind vor einigen Jahren gestiegen und werden auch ausreichend dynamisiert. Mit dem jüngst neu erlassenen Eisenbahnregulierungsgesetz ist auch nicht mehr zu befürchten, dass die Bestellmittel real sinken, weil die Trassenpreise immer stärker steigen. Nein, Geld ist ausreichend da und die hohe Nachfrage lässt auch die Markteinnahmen steigen.

Die Fahrgelderträge sind hier eine wichtige Finanzierungssäule. Aus gutem Grund geht man beim NVR in Zukunft dazu über, nicht mehr nur ausschließlich in Nettoverträgen auszuschreiben. Wenn der Betreiber gute Arbeit macht, soll er durchaus einen Obolus bekommen, aber die steigenden Fahrgelderträge müssen auch in der laufenden Fahrplanperiode für Kapazitätsausweitungen zur Verfügung stehen. Dann müssen eben Linien auf S-Bahnniveau angehoben werden und der Regionalexpress, soweit es betrieblich möglich ist, vom Stundentakt auf einen Halbstundentakt verdichtet werden.

Und damit die Züge nicht dauernd im Stau stehen, müssen mehr kreuzungsfreie Begegnungsstätten her. Auf der Autobahn würde ja auch niemand auf die Idee kommen, dass man statt eines flächenintensiven Autobahnkreuzes plötzlich Ampeln aufstellt, weil es billiger ist. Der Grundsatz muss auch bei der Eisenbahn gelten. Die Schiene hat Zukunft; es ist Zeit, sie zu gestalten.

Siehe auch: VRS mit höherer Nachfrage und Zukunftsplanung

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