Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Mofair hat recht

26.03.18 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Eisenbahnverkehrsunternehmen im SPNV sprechen im Zusammenhang mit den Nutzern in der externen Kommunikation oftmals von Kunden. Das ist natürlich reiner PR-Sprech, denn tatsächlich gibt es in dieser Branche nur 27 Kunden, die nicht mal untereinander im Wettbewerb stehen, sondern exklusiv zuständig sind. Der SPNV ist also eine Monopson-Situation: Die öffentliche Hand hat mit ihren Aufgabenträgern ein Nachfragemonopol.

Niemand sonst bestellt Eisenbahnleistungen. Die Endkunden sind allenfalls die Kunden dieser Aufgabenträger und schon vor Jahren hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen klargestellt: Deren Zufriedenheit kann man zwar messen, aber es könne niemandem zugemutet werden, irgendwelche Konsequenzen aus diesen Zufriedenheitswerten zu ziehen. Warum auch?

Der Eisenbahnbereich ist ein reines B2B-Geschäft, an dessen Ende der Nutzer allenfalls eine Finanzierungsäule darstellt, mehr aber auch nicht. Einige Leser mögen jetzt schon wieder Schaum vorm Mund haben: Bitte abwischen und weiterlesen. Die Infrastrukturgesellschaften haben ihrerseits auch wieder Kunden: Die Verkehrsunternehmen.

Das Bundesunternehmen DB Netz ist darauf angewiesen, dass die öffentliche Hand Eisenbahnleistungen bestellt und entsprechend ist es notwendig, dass man hier mit politischen Mitteln dafür sorgt, dass deren Vertreter auch über den Netzbeirat hinaus in einem relevanten Gremium vertreten sind. Das gilt ausdrücklich auch für die Verkehrsunternehmen der Deutschen Bahn.

Denn so geschlossen sich der integrierte Konzern nach außen geben mag, selbstverständlich hat DB Regio nicht per se die gleichen Interessen wie DB Netz. Im Gegenteil: Es kann durchaus Situationen, etwa bei Baustellen oder Streckensperrungen geben, in denen DB Regio als einer von vielen Betreiber auf der Seite von Abellio, Transdev, National Express, Eurobahn und Co. steht.

Klar, der Konzernfriede thront über allem, aber umso wichtiger ist es, dass man im Aufsichtsrat Einfluss nehmen kann. Das muss parallel zu den letzte Woche geforderten Einflussnahmen durch das Eisenbahnbundesamt und die Bundesnetzagentur passieren. Denn selbstverständlich ist es richtig, dass die Aufsichtsbehörden sich einschalten, wenn DB Netz tagelang alles sperrt, weil der eine Woche vorher angekündigte Neuschnee wie erwartet eingetreten ist.

Hier ist zu prüfen, ob wirklich höhere Gewalt und nicht zu beeinflussende äußere Umstände eine Rolle gespielt haben oder ob es sich schlicht um eine ebenso hundsgewöhnliche wie unbegründete Leistungsverweigerung seitens des Infrastrukturunternehmens gehandelt hat. Dennoch ist es wichtig, dass die Kunden in einem staatsaffinen Bereich wie der Eisenbahn selbst Vertreter in das wichtigste Gremium entsenden, den Aufsichtsrat.

Wenn man mehr Zusammenarbeit in der Eisenbahnbranche will, und zumindest geben ja alle vor, dass sie das möchten, dann ist es richtig, solche Ankündigungen mit Leben zu füllen. Die Eisenbahn ist heute eben doch weit mehr als nur „die Bundesbahn“ wie früher.

Siehe auch: DB AG publiziert Jahresabschluss

Kommentare sind geschlossen.