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Baden-Württemberg: Runder Tisch Personal

12.03.18 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld

Überall in Deutschland hat die Eisenbahnbranche mit Personalmangel zu kämpfen, gerade Lokomotivführer ist ein Mangelberuf. In Baden-Württemberg herrscht fast überall Vollbeschäftigung, dazu kommen in vielen Branchen, nicht nur bei der Eisenbahn, offene Stellen. Mit Konkurrenten wie Daimler-Benz, Porsche oder Bosch haben es die Eisenbahnunternehmen schwierig, sich für gute Bewerber interessant zu machen.

Um dem entgegenzuwirken, hat Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) Vertreter von Arbeitgebern und Gewerkschaften an einen runden Tisch eingeladen. Abellio und Go Ahead haben in einem Bieterverfahren den Zuschlag für Nahverkehrsverbindungen ab 2019 im Stuttgarter Netz erhalten, die bislang von der DB Regio bedient werden.

„Der Schienenpersonennahverkehr in Baden-Württemberg und mit ihm alle beteiligten Akteure stehen zurzeit und in den kommenden Monaten und Jahren vor großen Herausforderungen. Unser gemeinsamer Anspruch ist es, den Fahrgästen ein Höchstmaß an Qualität, Verlässlichkeit und Sicherheit zu bieten. Nur so kann der positive Trend steigender Fahrgastzahlen ausgebaut und das Image des Schienenpersonennahverkehrs in der Öffentlichkeit nachhaltig gestärkt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein Mitwirken aller beteiligten Organisationen von entscheidender Bedeutung“, sagte Uwe Lahl, Amtschef im Verkehrsministerium.

Vertreter des Hauses regten an, dass die Tarifparteien einen Betreiberwechsel-Tarifvertrag für die Branche auszuarbeiten. Darin soll das Verfahren im Falle eines Wechsels von Mitarbeitern von einem Unternehmen zum anderen einheitlich geregelt werden.

Das unterstützt man bei Abellio ausdrücklich. „Das Thema Personalgewinnung ist für uns, wie für alle Bahnunternehmen, eine herausfordernde Aufgabe. Wir sind daher sehr dankbar für die Initiative des Verkehrsministeriums. Gerade mit Blick auf den leergefegten Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg ist es wichtig, an einem Strang zu ziehen, um unser gemeinsames Ziel – einen zuverlässigen, sicheren und komfortablen Nahverkehr für die Fahrgäste im Stuttgarter Netz auf die Schiene zu stellen – zu erreichen. Insbesondere der reibungslose Personalübergang im Rahmen des Betreiberwechsels muss nun weiter gefördert werden, um den Fahrgästen im Neckartal ein Höchstmaß an Qualität, Verlässlichkeit und Sicherheit bieten zu können“, sagt Roman Müller, Geschäftsführer der Abellio Rail Baden-Württemberg GmbH.

Ein ungehinderter Personalübergang brächte Vorteile vor allem für das betroffene Zugpersonal: „Die Triebfahrzeugführer aus dem Neckartal kennen sich dort hervorragend aus und durch einen Wechsel zu Abellio bleibt die Arbeitssituation auch die kommenden 14 Jahre gleich. Nach Unterzeichnung der Tarifvereinbarungen mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer GDL bietet Abellio die gleichen finanziellen Konditionen. Auch bisherigen Beamten können wir eine neue berufliche Heimat ermöglichen“, so Müller.

Eine etwas andere Sicht auf die Dinge hat man bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Diese fürchtet, dass Eisenbahner außerhalb des DB-Konzerns schlechter bezahlt werden könnten. „Angesichts drohender Abstriche bei Lohn und betrieblicher Altersvorsorge fehlen den bisherigen DB Beschäftigten die Anreize, zu neuen Anbietern zu wechseln“, so der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner.

Wie Kirchner vor dem Hintergrund der tarifvertraglichen Regelungen zum Betreiberwechsel auf diese Sichtweise kommt, begründet er jedoch nicht. Die Regelungen sehen nämlich gerade keine Verschlechterungen, sondern eine umfassende Besitzstandswahrung vor. Allerdings weiß man bei Abellio, dass sich der hohe Personalbedarf nicht allein mit neuen Mitarbeitern decken lässt, die von DB Regio kommen.

Deswegen ist das Unternehmen seit Sommer letzten Jahres auf Mitarbeitersuche. Dafür startete Abellio die Kampagne „Wir haben richtig Zug drauf“ und lässt seither beständig verschiedenste Aktionen zur Personalgewinnung folgen. So lädt Abellio potenzielle Bewerber regelmäßig zu Infoveranstaltungen und Bewerbertagen entlang des künftigen Streckennetzes ein.

Außerdem stellt man sich auf Jobmessen vor und informiert Tarifkräfte sowie Beamte mit Broschüren über die Möglichkeit eines Betreiberwechsels. Aktuell wirbt Abellio mit einer Plakat-Kampagne neue Mitarbeiter an. Zudem bildet das Bahnunternehmen selbst umfangreich Kundenbetreuer und Triebfahrzeugführer zu standardisierten, vom Eisenbahnbundesamt zertifizierten Bedingungen aus.

Siehe auch: Gutes Geld für gute Arbeit

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