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Studie: Autoverkehr ist teurer als ÖPNV

23.02.18 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Mobilität kostet Geld – auf Schiene und Straße. Die Universität Kassel hat sich nun wissenschaftlich mit der Frage befasst, was die öffentliche Hand teurer kommt: Autos oder der ÖPNV? Der Verkehrswissenschaftler Professor Carsten Sommer kommt in einer Studie zu einer klaren Antwort: Der Radverkehr erhält die geringsten Zuschüsse. Der PKW-Verkehr in einer deutschen Großstadt kostet die öffentliche Hand und die Allgemeinheit etwa das Dreifache wie der ÖPNV.

Denn der PKW-Verkehr erfordert zwar durchaus auch – wie der ÖPNV – Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und deren Unterhalt, bringt aber den Kommunen keine unmittelbaren Einnahmen wie der ÖPNV. Sommer ist Leiter des Fachgebiets Verkehrsplanung und Verkehrssysteme an der Universität Kassel sowie wissenschaftlicher Leiter des Masterstudiengangs ÖPNV und Mobilität an der UNIKIMS, der Management School der Universität Kassel.

In die Studie flossen zahlreiche Faktoren ein. In der Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen bringt der Rad- und Fußverkehr regelrecht einen Gewinn, da er wenig Infrastrukturinvestitionen voraussetzt, keine Emissionen und Lärm verursacht, mit wenig Unfallrisiken einhergeht und erheblich zur Gesundheitsprävention und damit zur Vermeidung von Krankheitskosten beiträgt.

In dem zweistufigen Projekt, das durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur aus Mitteln des Nationalen Radverkehrsplans 2020 gefördert wurde, entstand auch ein „Tool“, ein Instrument auf Excel-Basis, mit dem die Kommunen die Kosten der einzelnen Verkehrssysteme bezogen auf ihre Gemeinde selbst ermitteln können. Damit können erstmalig die Zuschüsse des Radverkehrs mit denen der anderen Verkehrssysteme verglichen werden.

„Ich erhoffe mir aufgrund unserer Arbeit eine transparentere Verkehrs- und Infrastrukturplanung“, sagt Sommer: „Wir geben den Entscheidern in der Politik das Instrument an die Hand, sich faktenbasiert für oder gegen ein Projekt zu entscheiden. Wir betrachten dabei nicht ein Verkehrsprojekt isoliert, sondern das Gesamtsystem und die Effekte einer Einzelentscheidung auf das Ganze.“

Sommer: „Damit wollen wir die Diskussion versachlichen. Nach unseren Ergebnissen, die wir am Beispiel der Städte Bremen, Kassel und Kiel ermittelt haben, ist die Kostendeckung des PKW-Verkehrs für Kommunen deutlich geringer als die des ÖPNV. Osnabrück will unser Modell konsequent für die Verkehrsplanung nutzen. Andere Städte wollen dagegen gar keine Transparenz.“

Manche Kommunen, weiß Sommer nun, haben eine ungenügende Datenbasis, wissen gar nicht, wie viel Quadratmeter Straße welcher Kategorie sie haben. Die einen beziehen auch Bundes- und Landes- straßen in ihr Anlagevermögen ein, weil sie diese unterhalten müssen, andere grenzen diese aus, weil sie ihnen nicht gehören. Das macht es insgesamt schwerer, sich seriös mit der Frage zu beschäftigen, wie die Kosten für die einzelnen Gebietskörperschaften verglichen werden können.

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