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MDO: Schwarzfahren ist keine Bagatelle

23.02.18 (Sachsen-Anhalt, Thüringen, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Nachdem der deutsche Richterbund kürzlich dafür plädiert hat, den Umgang mit Schwarzfahrern zu überdenken, um die Justiz zu entlasten, schlagen die Wellen bei den Verkehrsunternehmen hoch. Sie sollen künftig die wirtschaftliche Last und den finanziellen Schaden aus der Beförderungserschleichung im öffentlichen Verkehr alleine tragen, da Polizei und Justiz überlastet sind.

In Deutschland fahren ungefähr 3,5 Prozent aller Bus- und Bahnfahrgäste ohne Fahrschein. Den Verkehrsunternehmen entgeht dadurch jährlich etwa eine Viertelmilliarde Euro. Kann die Politik die Verkehrsunternehmen so im Regen stehen lassen? Eine Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des Mitteldeutschen Omnibusverbandes (MDO) im Freistaat Thüringen und dem Landesverband der Omnibusunternehmer in Sachsen-Anhalt hat ergeben, dass die Herabstufung des Schwarzfahrens auf eine Ordnungswidrigkeit als inakzeptabel gesehen wird.

Die Busunternehmer befürchten, dass davon eine unerwünschte Signalwirkung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung ausgeht und die Änderung ein Freibrief für alle notorischen Schwarzfahrer ist, dass es sich beim Erschleichen der Leistung doch nur um eine Bagatellangelegenheit handelt. Die Verbände verlangen: Schwarzfahren muss eine Straftat bleiben. Auch Eigenkontrollen etwa durch Busfahrer sind nur eingeschränkt möglich: Viele kaufen sich einen Fahrschein für eine kurze Strecke, fahren aber deutlich weiter.

Oft gibt es bei zahlreichen Semestertickets Schwierigkeiten, die viele Busfahrer en detail gar nicht kennen. Die Verbände verweisen darauf, dass dessen Aufgabe die sichere Steuerung des Busses im Verkehr ist – und nicht die Aufspähung von Schwarzfahrern. Was für Äpfel und Birnen gelte, müsse daher auch im ÖPNV gelten: Wer nicht bezahlt, schadet der Allgemeinheit und muss im Interesse ehrlicher Kunden mit einer Anzeige rechnen.

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