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Diesel auf der Straße, elektrisch auf der Schiene

26.02.18 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Der VDV hat tatsächlich erkannt, dass Elektrobusse die Probleme nicht lösen – zumindest nicht kurzfristig. Das Problem ist: Vor zwei Jahren hat sich der Verbandspräsident bei seinen eigenen Kölner Verkehrsbetrieben mal verplappert. 2016 wurden Zahlen genannt. Damals beschaffte Dieselbusse haben einen um sieben bis acht Prozent geringeren Kraftstoffbedarf als solche mit Baujahr 2013. Leider sagt niemand so offen, wie es sich von 2016 bis 2018 gewandelt hat und Vergleiche der Baujahre 2018, 2008, 1998 und 1988 wagt erst recht niemand.

Es zeigt aber: Der konventionelle Dieselbus im Stadtverkehr ist auch in Zukunft nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Es ist ein Erfolg, wenn Menschen ihr Auto stehenlassen und mit dem Bus fahren. Erst recht, wenn die Busse modern sind und zeitgemäße Schadstoffwerte haben. Umso richtiger ist die Forderung, bei Dieselbussen dafür zu sorgen, dass diese in großer Zahl die strengsten bekannten Abgasnormen erfüllen.

Dieselbusse werden immer wirtschaftlicher: Der Schadstoffausstoß sinkt, der Kraftstoffverbrauch ebenfalls und das passiert ganz ohne öffentliche Fördergelder: Das Marktvolumen ist konstant hoch, viele Unternehmen investieren stetig und der Marktdruck der Hersteller untereinander ist auch groß genug, so dass alle stets darauf angewiesen sind, den anderen einzuholen, die F&E-Abteilungen laufen.

Das ist auch der Grund, warum alternative Traktionsformen wohl dauerhaft nicht marktfähig werden. Weil die konventionelle Dieseltechnologie ebenfalls nicht stillsteht und jeder Erfolg, der bei Batterie- oder Hybridbussen mit hohen Subventionen erreicht wird, findet in ähnlicher Form im Rahmen ganz normaler Marktentwicklung auch bei üblicher Traktion statt. Umso wichtiger sind andere Forderungen: Etwa den Weg freizumachen für schnelle Leistungsausweitungen.

Sei es durch ein Förderprogramm für neue Züge, wie angeregt. Das wäre eine faktische Erhöhung der Regionalisierungsgelder. Oder auch eine Änderung des Trassenpreissystems: Die finanziellen Hürden für die Bestellungen zusätzlicher Leistungen senken, im Gegenzug dafür sorgen, dass man durch Abbestellungen nicht ganz so viel Geld spart. Und ja, dann ist es auch notwendig, endlich eine umfassende Elektrifizierungsoffensive in die Hand zu nehmen.

Wobei man sich die Frage stellen muss, wie auch beim Deutschlandtakt, welchen Wert das hat, wenn sich CDU, CSU und SPD in ihrem jetzt wohl stehenden Koalitionsvertrag darauf einigen. Wohl eher wenig, denn das alles steht seit Jahr und Tag immer wieder in Koalitionsverträgen, ohne dass sich in der laufenden Regierung irgendjemand dafür interessieren würde.

Es wäre trotzdem richtig, das zu tun. Elektrische Traktion bei der Eisenbahn muss einfach die Regel werden: Dass man ganze Netze ohne Oberleitung fährt, einfach weil sich niemand für zuständig hält, den Bau voranzutreiben, ist ein infrastrukturpolitisches Armutszeugnis. Hier ist es wirklich an der Zeit, sehr schnell etwas zu tun. Hier braucht man Elektromobilität und hier ist elektrische Traktion deutlich besser als auf der Straße.

Siehe auch: Verbände publizieren Handlungsempfehlungen
Foto: Michael Gaida

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