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BVG AöR testet akustische Information

20.02.18 (Berlin) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Berliner Verkehrsbetriebe AöR testet ab dem 19. Februar auf der Tramlinie M4 und der Buslinie 186 verschiedene Lösungen für blinde und sehbehinderte Fahrgäste. Dabei werden sowohl zehn Straßenbahnen und zehn Busse als auch 13 Haltestellen sukzessive bis Ende April 2018 mit akustischen Lösungen ausgestattet. Zudem werden Smartphone-basierte Lösungen getestet.

Das Projekt wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales durchgeführt und wird aus dem rot-rot-grünen Landeshaushalt finanziert. Vor allem an Mehrfachhaltestellen wird Bus- und Bahnfahren dank Ansagen des Echtzeitfahrplans für blinde und sehbehinderte Menschen zuverlässiger und einfacher.

Denn hier ist der Fahrplan eng getaktet. Welcher Bus zuerst kommt und welcher wo zum Einsteigen anhält, entscheidet sich oft innerhalb weniger Momente. Die Herausforderung für die Anbieter, die sich am Test beteiligen, besteht also in der Flexibilität und Verlässlichkeit ihrer Produkte. Die zweite große Herausforderung ist die Frage der richtigen Akustik.

Die Ansagen sollen für die Testpersonen laut genug und verständlich sein, zugleich aber für Anwohner der Haltestellen so leise wie möglich bleiben. Hierzu werden auch unterschiedliche geräuschadaptive Lösungen getestet, also solche, die abhängig von der Geräuschkulisse des Umfeldes ihre Lautstärke regeln. Um diese Herausforderung zu meistern, wird ein Psychoakustiker den Modellversuch begleiten.

Eine Gruppe aus blinden, sehbehinderten und sehenden BVG-Kunden wird in den kommenden zwölf Monaten die verschiedenen Lösungen testen. Die Bewertungen und Ergebnisse dieser Testgruppe werden von der Firma SGM Educational Solutions wissenschaftlich begleitet und die Lösungsansätze auf ihre Nutzerakzeptanz, Praktikabilität sowie Wirtschaftlichkeit evaluiert.

Am Ende des Modellversuchs steht eine Handlungsempfehlung, wie das Zwei-Sinne-Prinzip bei Bus und Straßenbahn umgesetzt werden kann. Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende und Vorstand Betrieb der BVG AöR: „Sich absenkende Busse, niederflurige Straßenbahnen, Aufzüge, Rampen und Leitsysteme für blinde und sehbehinderte Menschen in unseren U-Bahnhöfen, sind ein wichtiger Beitrag zum barrierefreien ÖPNV. Ich freue mich sehr, dass wir nun mit diesen Tests an einem weiteren Angebot zur Barrierefreiheit arbeiten. Ich bin gespannt darauf, welches System sich bewähren wird.“

Christine Braunert-Rümenapf, Landesbeauftragte der Bundeshauptstadt Berlin für Menschen mit Behinderung: „Die Möglichkeit, mobil zu sein, ist eine zentrale Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Von daher begrüße ich das Projekt sehr, denn die barrierefreie Nutzung des ÖPNV erfordert eine Informationsübermittlung, die mindestens zwei der drei Sinne Sehen, Hören und Tasten anspricht. Ebenso wichtig ist aber auch die Einbeziehung von blinden und sehbehinderten Menschen als Testende in eigener Sache.“

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