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VRR testet Next-Ticket

22.01.18 (Verkehrspolitik, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) erprobt im Rahmen des Praxistests seines neuen Konzeptes nextTicket ab 1. März einen neuen elektronischen Tarif. Fahrgäste benötigen für ihre Fahrt mit Bus und Bahn nur noch ihr Smartphone und die dazugehörige App – die Suche nach dem richtigen Ticket vor Fahrtantritt entfällt. Unter Nextticket.de können sich interessierte Nahverkehrskunden über den Praxistest informieren und als Teilnehmer registrieren.

Mit dem vom Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Projekt bietet der VRR seinen Kunden ein einfaches, flexibles und faires Ticket-Modell: Fahrgäste können Bus und Bahn innerhalb des VRR-Tarifraums flexibel und spontan nutzen, ohne sich vorher auf eine bestimmte Route festlegen zu müssen. Denn sie zahlen nur die Strecke, die sie tatsächlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen.

Über die neue App checken sich die Kunden ein, bevor sie Bus oder Bahn betreten. An der Zielhaltestelle angekommen, checken sie sich wieder aus. Die App erfasst die Fahrten bzw. Fahrtenketten und berechnet automatisiert den Preis für die zurückgelegten Kilometer. Beim Umsteigen ist kein weiterer Check erforderlich.

„Diese neue Ticket-Generation im VRR ist nicht nur einfach, sondern auch gerecht, denn unsere Fahrgäste zahlen immer nur die Leistungen, die sie tatsächlich auch in Anspruch nehmen“, erklärt José Luis Castrillo, Vorstand des VRR. Damit soll gewährleistet werden, dass niemand mit einem falschen Ticket unterwegs ist: Man kann weder ungewollt zum Schwarzfahrer werden noch ist es möglich, versehentlich mehr zu bezahlen als nötig.

Gleichzeitig brauchen sich auch Gelegenheitsfahrer nicht mehr mit den Tarifstrukturen auseinanderzusetzen, sondern können einfach losfahren und der Computer regelt den Rest. Dabei spricht man ausdrücklich nicht nur Zeitkarten-Inhaber an, sondern gerade auch Gelegenheitsfahrer, die bislang mit Einzeltickets, Vierertickets oder ähnlichem unterwegs sind. Wer also nur alle vier Wochen mal von Haltern am See in die Landeshauptstadt Düsseldorf oder von Castrop-Rauxel ins CentrO in Oberhausen fährt, ist eingeladen, sich anzumelden.

„Ich fahre so wenig, da lohnt sich das nicht“ ist gerade falsch – denn wer ohnehin sein Monatsticket in der Tasche hat und jeden Tag mit Bus und Bahn zur Arbeit oder Ausbildung fährt, für den ist die Bestpreisabrechnung nicht wichtig; die Frage stellt sich nicht. Dennoch sind natürlich auch solche Fahrgäste willkommen, je mehr, desto besser.

In Phase 1 überprüft der VRR bis zum Frühsommer, ob sich Kunden problemlos registrieren können, die GPS-Ortung sowie die Check-in/Check-out-Vorgänge funktionieren, die registrierten Fahrten und Fahrtenketten korrekt sind und dementsprechend am Monatsende korrekt abgerechnet werden kann. Hinterlegt ist der bestehende Flächentarif mit den Preisstufen A bis D sowie der Kurzstrecke.

In Phase 2, die im Sommer startet, kommt dann der neue elektronische Tarif zum Tragen – mit einem Grundpreis und einem Preis je gefahrenem Kilometer. Hier geht es also nicht mehr um Preisstufen, Waben und Zonen, sondern um die Frage, wer wie weit gefahren ist. Inklusive neuer Probleme: Was ist mit einem Bus, der zu Erschließungszwecken Zickzack-Strecken fährt? Auch damit wird man sich in der zweiten Phase des Projektes beschäftigen müssen.

Um möglichst viele Nahverkehrskunden für nextTicket zu gewinnen, startet der VRR eine breit angelegte Online- und Print-Werbekampagne. Zentrales Element ist die genannte Projekt-Website. Hier finden Interessierte detaillierte Informationen zum Projekt und können sich direkt als Tester anmelden. „In erster Linie richtet sich das Angebot an Gelegenheitsnutzer und all diejenigen, die den ÖPNV bisher noch nicht nutzen.

Aber auch Zeitkarteninhaber, die gelegentlich Fahrten über den Geltungsbereich ihres Tickets hinaus unternehmen, profitieren. So möchten wir neue Fahrgäste für den Öffentlichen Personennahverkehr gewinnen und bestehenden Kunden Anreize bieten, Bus und Bahn noch intensiver zu nutzen“, betont Vorstand Castrillo.

„Uns interessiert, ob die Fahrgäste mit der neuen Ticket-Generation zufriedener sind und ob sie Einfluss darauf hat, wie oft sie Bus und Bahn nutzen. Daher wird der Praxistest auch durch eine Marktforschung begleitet, um am Ende belastbare Ergebnisse zu erhalten“, so Castrillo weiter. Unter dem Motto „Wir suchen Pioniere!“ spricht der VRR all diejenigen an, die neugierig und bereit sind, auch im ÖPNV zukunftsweisende Wege zu gehen.

Siehe auch: Alles einsteigen!

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