Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Nur gute Arbeitgeber finden gute Leute

08.01.18 (Baden-Württemberg, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

In Brandenburg oder dem Ruhrgebiet kann ein Betreiber, wenn er ein Netz neu übernimmt, sich ohne weiteres an die zuständigen Arbeitsämter und Sozialleistungsträger wenden, damit Arbeitslose in eine Tätigkeit rund um die Schiene vermittelt werden. Gut, ganz so einfach ist es auch da nicht, denn natürlich sind die Zeiten vorbei, in denen kostenintensive Ausbildungskurse einfach so in großer Zahl finanziert worden sind.

Das hat zur Mitte der Nullerjahre geklappt, als die Hartzreformen frisch waren, heute ist es ein wenig anders: In jeder der drei Legislaturperioden seit 2005 gab es mindestens ein Sparpaket und die Kürzung der Arbeitslosenförderung ist jedes Mal fester Bestandteil dessen gewesen. Ein Unternehmen muss also auch in Krisenregionen selbst auf Personalsuche gehen.

Eine Möglichkeit ist dabei die Leute anzusprechen, die heute schon auf dem Netz unterwegs sind. Als die Wettbewerbsbahnen noch relativ klein war, ging das einfacher: Als 2011 das Dieselnetz Weser- und Lammetalbahn von der Eurobahn an die Nordwestbahn übergeben wurde, hat man alle Mitarbeiter in den entsprechenden Dienststellen einfach übernommen. Ähnlich war es zwei Jahre später, als im Dezember 2013 das Dieselnetz Ostwestfalen-Lippe von der Nordwestbahn an die Eurobahn ging.

Heute sind die Eisenbahnunternehmen aber auch außerhalb der DB AG deutlich größer und bieten selbst für den Fall, dass mal ein Netz verloren geht, eigene Anschlussperspektiven für ihre Mitarbeiter an: Es gibt oft andere Netze vor Ort und gerade die DB AG mit ihrem konzerninternen Arbeitsmarkt und ihrer Altersstruktur in der Belegschaft freut sich über jeden, der auch bei einem Ausschreibungsverlust nicht auf seiner Linie, sondern bei seinem bisherigen Arbeitgeber bleiben möchte.

Eins jedenfalls steht fest: Das gewerkschaftliche Narrativ, wonach der Wettbewerb auf der Schiene für Kostendruck zu Lasten der Arbeitnehmer führt, ist längst widerlegt: Im Gegenteil, es gibt heute deutlich mehr Eisenbahnleistungen als noch vor ein paar Jahren, so dass die Grundlage für Arbeit und Beschäftigung rund um die Schiene deutlich größer ist.

Wäre die Personaldecke dicker, wenn Ausschreibungen nur manchmal stattfänden, so wie in den ersten Jahren der Eisenbahnreform? Wohl kaum, allenfalls gäbe es weniger Arbeit, aber nicht weniger Arbeitsplätze. Andersrum wird ein Schuh draus: Wer Lokführer ist, der braucht keine Sorge um seinen Job zu haben, sondern findet aufgrund der hohen Nachfrage immer was. Ob das nun der Wechsel zu neuen Betreibern ist oder ganz generell durch eine Bewerbung wo auch immer. So ziemlich jedes Unternehmen sucht Leute und stellt ein.

Gerade in einer Region wie Baden-Württemberg, wo ohnehin Vollbeschäftigung und offene Stellen aufeinandertreffen, ist die Arbeitsmarktsituation für Eisenbahner entspannt. Der erst gerade einsetzende Wettbewerb zwischen Mannheim und Bodensee wird auch dort die Eisenbahn beflügeln: Es wird qualitativ und quantitativ besser: Marktwirtschaft tut auch hier der Schiene gut!

Siehe auch: GDL und Abellio Rail BaWü schließen Tarifvertrag
Foto: Abellio GmbH

Kommentare sind geschlossen.