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Friederike wütet – auch auf der Schiene

25.01.18 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

In der letzten Woche hat das Sturmtief Friederike in Deutschland und Europa einen erheblichen Schaden angerichtet – auch Busse und Bahnen waren zum Teil massiv betroffen. Es handelt sich Meteorologen zufolge um das schlimmste Sturmereignisse seit Kyrill, der auf den Tag genau elf Jahre vorher in Europa unterwegs war. An über zweihundert Streckenabschnitten im Zuständigkeitsbereich von DB Netz wurden Beschädigungen in Millionenhöhe festgestellt.

Mit der vorsorglichen Einstellung des bundesweiten Fernverkehrs am Donnerstagnachmittag konnte die DB ag sicherstellen, dass keine Bahnreisenden oder Mitarbeiter zu Schaden kamen und Schäden an Fahrzeugen vermieden werden konnten. Rund 100 Spezialfahrzeuge und über 300 Mitarbeiter vor Ort arbeiten weiterhin an der Beseitigung von Sturmschäden.

Im Laufe des Freitags hat sich der Eisenbahnverkehr dann wieder stabilisiert – und die Nachbetrachtung konnte beginnen. „Die extremen Auswirkungen dieses schweren Orkans sind offensichtlich: In weiten Teilen Deutschlands waren weder Flug-, Auto- noch Bahnverkehr möglich. Die Entscheidung, die Sicherheit unserer Fahrgäste und Mitarbeiter über alles zu stellen, war richtig“, sagt Berthold Huber, DB-Vorstand Personenverkehr.

Huber: „Unsere Mitarbeiter haben nicht nur alles daran gesetzt, die Reisenden trotz dieser großen Beeinträchtigungen so gut es geht zu betreuen. Ich danke auch unseren Kunden für ihr Verständnis und ihre Geduld trotz massiver Verspätungen und Zugausfälle. Unseren Mitarbeitern möchte ich ebenfalls ausdrücklich danken.“

Derweil hat man bei der Deutschen Bahn allerdings bereits Konsequenzen angekündigt. Mit dem „Aktionsplan Vegetation“ erweitert DB Netz Vegetationsmanagement, um Beeinträchtigungen durch „Bäume im Gleis“ weiter deutlich zu reduzieren. Bereits bewährte Maßnahmen wie der präventive Vegetationsrückschnitt entlang der Gleise sowie das „Zukunft-Bahn“-Schwerpunktprogramm „Hot Spots“ an störanfälligen Stellen, werden weitergeführt und ausgeweitet.

Darüber hinaus hat das Unternehmen beschlossen, Inspektionen zu intensivieren und im Rahmen einer Durchforstungsinitiative den Baumbestand entlang der Schiene auch über die Sechs-Meter-Rückschnittszone hinaus deutlich zu stabilisieren. Damit wird DB Netz den Forderungen gerecht, die zahlreiche Wettbewerbsbahnen im Herbst 2017 bereits gestellt haben.

Schwerpunkt der Durchforstung ist es, gezielt instabile Baumarten und Bäume mit kritischen Wuchsformen auch außerhalb der Sechs-Meter-Rückschnittszone zu entfernen, wenn sie für den Bahnbetrieb kritisch werden könnten. Gefördert werden Bäume mit stabiler Höhe und mit geeigneten Wuchsformen, sowie Sträucher und Feldgehölze.

Zu den rund 100 Millionen Euro, die für die Vegetationspflege und –kontrolle seit 2007 pro Jahr investiert werden, setzt DB Netz für die Durchforstungsinitiative in den nächsten fünf Jahren zusätzliche 125 Millionen Euro ein. Die Schwerpunktbearbeitung an störanfälligen Bereichen, welche im Rahmen des Konzernprogramms Zukunft Bahn seit 2016 läuft, wird im neuen Jahr mit weiteren 1,8 Millionen Euro fortgesetzt.

Hinzu kommen bis zu 150 neue Mitarbeiter, die für die verstärkten Inspektionen eingestellt würden. Mit dem Gesamtkonzernprogramm Zukunft Bahn, das vor seiner Vorstellung auch unter dem Konzept „Eisenbahn in Deutschland“ intern bekannt war, möchte der Konzern das hiesige Eisenbahnwesen wieder zu seinem Kerngeschäft umbauen und diesem deutliche Priorität vor den unternehmerischen Aktivitäten jenseits der Schiene und außerhalb Deutschlands machen.

Die Umsetzung des „Aktionsplans Vegetation“ ist jedoch eine Mammutaufgabe, die DB Netz über Jahre hinweg beschäftigen wird. Die Maßnahmen werden Schritt für Schritt für einen gesunden, stabileren und sichereren Baumbestand an den Anlagen sorgen. Dies geschieht in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden und Beteiligten mit Blick auf den Arten- und Naturschutz und immer mit dem Ziel eines verlässlichen Schienenverkehrs.

Die zentrale Steuerung des Vegetationsmanagements und die Weiterentwicklung der Konzepte übernimmt das neue Expertenteam „Vegetation und Naturgefahren“. Mit dem Fokus auf Beeinträchtigungen durch Wind und Wasser im Schienennetz entwickelen die DB-Experten Strategien zum Umgang mit Extremwetterereignissen und Maßnahmen zur Vorsorge. Somit sind erhebliche Sturmeinschränkungen auch zukünftig nicht ausgeschlossen, der Umgang damit wird jedoch in Zukunft besser.

Siehe auch: Aufräumen, Schlüsse ziehen und aus Friederike lernen

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