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Angebotsverbesserungen statt Elektrowahn

11.12.17 (go.Rheinland, Kommentar, Verkehrspolitik, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Ob Kölsch oder Alt, wenn es um Elektrobusse geht, sind sich die Düsseldorfer und die Kölner einig: Sie glauben, dort sei die Zukunft und der konventionelle Dieselbus werde in absehbarer Zeit ersetzt. Doch ist das wirklich so? Erneut sind massive Investitionen in alternative Traktionsformen nur möglich, weil das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium Geld zuschießt.

Denn im Vergleich zu herkömmlichen Dieselbussen sind Elektro-, Hybrid- oder was auch immer für Antriebsformen nicht marktfähig und werden es bis auf weiteres auch nicht sein. Jeder Elektrobus, der zwischen Nordsee und Alpenkamm auf den Straßen unterwegs ist, bedarf zusätzlicher öffentlicher Gelder, sonst ist der Spaß ganz schnell vorbei. Unsere Mission – null Emission?

Das klingt toll, kostet aber ein Heidengeld; und zwar dauerhaft. Denn vergessen wir nicht: Es tut sich zwar was bei der Entwicklung von Elektrobussen, aber auch im Bereich der Dieseltraktion schläft die Technik nicht. Vermutlich aus Versehen haben die Kölner Verkehrsbetriebe Anfang vergangenen Jahres selbst Zahlen genannt: Ein Dieselbus Baujahr 2016 hat rund acht Prozent weniger Dieselbedarf als einer, der 2013 vom Band gelaufen ist.

Wenn man bedenkt, dass man mit einem hochsubventionierten Hybridbus gerade einmal 15 Prozent Kraftstoff einsparen kann, dafür aber viel zusätzliches Geld aus dem Fenster werfen muss, ist es doch fraglich, wo da die Zukunft sein soll. Denn während man im Bereich alternativer Antriebe mit viel Geld ein Stück weiter gekommen ist, passiert das gleiche beim Dieselbus quasi von selbst.

Warum? Ganz einfach: Es geht voran; denn das Marktvolumen ist hoch und das ganz ohne staatliche Fördergelder. Es gibt unter den Herstellern einen funktionierenden Wettbewerb, so dass alle stets zu neuen Höchstleistungen getrieben werden. Mit einem Bus, der Kraftstoffverbrauchswerte von 2015 hat, wird man 2018 auf dem Markt nichts mehr reißen, denn die Konkurrenz schläft nicht.

Weitere Ideen, wie der Verbau von Leichtmetall zur Gewichtsreduktion der Fahrzeuge können dazu beitragen, wirtschaftlicher zu werden, ganz ohne Elektromotor. Das Wettrennen kann der Elektrobus nicht gewinnen und seien wir ehrlich: Wenn nur zwei Prozent der urbanen Stickoxid-Belastung aus Linienbussen kommt, dann ist es an der Zeit, sich einzugestehen, dass diese kein Teil des Problems sind, sondern Teil der Lösung.

Würde man das Geld, das man für nicht marktfähige Elektrobusse und deren Förderung aufwendet, die Leistungen ausweiten und verbessern, dann sähe vieles auf einmal anders aus: Denn jede Busfahrt ist aktiver Umweltschutz. Wer im Bus sitzt, fährt nicht mit dem eigenen Auto durch die Gegend. Und so manch einer würde ja öfter mal öffentliche Verkehrsmittel nutzen, wenn das Angebot reichen würde.

Gerade in der Tagesrandlage ist es oft die lange Wartezeit oder auch der schlechte Umstieg vom SPNV. Dazu kommen im Berufsverkehr oft heillos überfüllte Busse, dass manch einer den Stau vorzieht. Deswegen: Nehmt das Geld und legt es sinnvoll an: Besserer ÖPNV ist wichtiger als Elektrobusse um jeden Preis.

Siehe auch: Elektrobusse in Köln und Düsseldorf
Foto: Kölner Verkehrsbetriebe AG

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