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Neue Studie über Fernbusse ist erschienen

24.11.17 (Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Dieser Tage ist die von Professor Andreas Krämer erstellte Studie Pricing Lab 2017 zum Thema Fernbus und seine Folgen erschienen. Diese untersucht u.a. die veränderten Mobilitätsstrukturen und die Preisentwicklung mit Fokus auf den in 2013 liberalisierten Markt für Reisen mit dem Fernbus. In der aktuellen Untersuchung geben 13 Prozent der Befragten an, dass sie in den letzten zwölf Monaten eine Fernbus-Reise unternommen haben.

Allerdings ist die Nutzungsintensität im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln relativ gering, so dass der Modalanteil des „neuen Angebots“ Fernbus bei ca. ein bis zwei Prozent liegt (Anteil des Fernbusses an allen Reisen ab 50 Kilometer Entfernung). Tatsächlich weitreichende Strukturveränderungen hat die Marktliberalisierung nur eingeschränkt mit sich gebracht. Kapazitätsreduktionen und Preiserhöhungen haben nach dem Entstehen eines „Quasi-Monopols“ in 2016 für das Unternehmen Flixbus auch zu ersten Sättigungs-Effekten im neuen Markt geführt.

Die aktuellen Studienergebnisse untermauern eindeutig, wie stark die Ähnlichkeit der Bahn- und Fernbus-Nutzer ist bzw. inwiefern es sich um dieselben Kunden handelt. Drei Viertel der Nutzer von Fernbussen sind auch Bahn-Nutzer – im Kontrast dazu: In der Bevölkerung beträgt der Anteil der Bahnnutzer nur knapp dreißig Prozent. Bei einem Perspektivwechsel ergeben sich ähnliche Abhängigkeiten.

Gegenüber einem mittleren Fernbus-Nutzeranteil von 13 Prozent zeigen sich deutlich überdurchschnittliche Anteile bei Befragten unter 30 Jahren (zwanzig Prozent), beim Wohnort in Städten von mindestens 500.000 Einwohnern (22 Prozent), bei Auszubildenden (28 Prozent) und bei Nutzern der Bahn (33 Prozent). Auch in der Gruppe der BahnCard-Besitzer ist die Fernbus-Nutzung doppelt so häufig wie im Mittel der Bevölkerung.

In der Studie wurde zudem für Bahn und Fernbus abgefragt, ob es in den letzten zwölf Monaten Situationen gab, in denen das Verkehrsmittel erwogen, aber letztendlich nicht genutzt wurde. Der Erwäger-Anteil liegt für das Verkehrsmittel Bahn mit 21 Prozent etwa doppelt so hoch wie für den Fernbus (elf Prozent).

Die Affinität der Fernbus-Nutzer für die Bahn wird auch daran deutlich, dass in dieser Gruppe vierzig Prozent der Befragten angeben, Reisen mit der Bahn erwogen zu haben (dieser Anteil ist doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Befragten). Auf der anderen Seite geben 44 Prozent der Befragten an, dass die Nutzung des Fernbusses grundsätzlich für sie nicht in Frage kommt. Dieser „Ablehner-Anteil“ ist seit 2013 deutlich erhöht.

Damit wird aber auch deutlich, dass das Angebot von Flixbus nicht jeden Fernreisenden erreicht. Zusätzlich wird erkennbar, dass die anfängliche Euphorie hinsichtlich des „neuen Busangebots“ durch einen Realitätscheck im fünften Jahr nach der Marktliberalisierung deutlich gedämpft ist. Die Weiterempfehlungsabsicht der Bahn- und Fernbus-Kunden ist annähernd gleich gut. Rund tausend Personen wurden repräsentativ befragt.

Foto: Paul Wächter

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