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Verbände fordern Bekenntnis zur Schiene

16.10.17 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die wettbewerblichen Akteure im Eisenbahnwesen fordern von der neuen, vermutlich schwarz-grün-gelben, Bundesregierung ein klares Bekenntnis zur Eisenbahn und zum Wettbewerb auf der Schiene. 33 Prozent der Zugkilometer im SPNV, 41 Prozent der Verkehrsleistung im Güterverkehr und 72 Prozent Marktanteil auf dem deutschen Waggon-Vermietmarkt: Die Wettbewerber im Schienenverkehr sind weiter auf Wachstumskurs.

Das zeigt der fünfte Wettbewerber-Report. Lediglich dem Fernverkehr fehlen mit 99 Marktanteil der DB AG weiterhin Impulse. Im wachsenden Verkehrsmarkt ist die Leistung der Schiene zwar gestiegen. Der Straßenverkehr wächst jedoch absolut und im Güterverkehr auch relativ stärker als die Schiene.

„Eine neue Bundesregierung muss Ernst machen mit der Verkehrsverlagerung. Deutschland braucht die Verkehrswende. Die Zeit ist reif für eine Bahnreform II, die durch mehr Wettbewerb den umweltfreundlichsten Verkehrsträger stärkt“, lautet das Fazit der drei Herausgeber: dem Netzwerk Europäischer Eisenbahnen NEE, Mofair sowie dem Verband der Güterwagenhalter VPI.

Als „Motor für die Entwicklung des Schienenmarktes“ bezeichnete Stephan Krenz, Mofair-Präsident, die Wettbewerbsbahnen und verweist auf aktuelle Zahlen des Reports: Erstmals überstieg ihr Anteil im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) 2016 die 30-Prozent-Marke. Das steile Wachstum dürfte anhalten: 55,9 Prozent der abgeschlossenen Vergaben gingen 2016 an Wettbewerbsbahnen, und in den nächsten Jahren stehen weitere große wettbewerbliche Vergaben an. „Schon jetzt ist sicher: 2020 werden wir die 40-Prozent-Marke toppen“, fuhr Krenz fort.

Die Zahlen und Analysen machen deutlich: Wo der Markt offen ist, entwickelt sich ein Wettbewerb zugunsten des Kunden. Daran mangele es jedoch im Fernverkehr, so mofair-Chef Stephan Krenz. „Das Open-Access-Modell im Schienenpersonenfernverkehr sichert den Closed Shop der DB AG“, kritisiert Krenz kaum überwindbare Zugangshürden für Wettbewerber – 23 Jahre nach dem Ende der alten Bundesbahn.

Im Güterverkehr schicken sich die Wettbewerbsbahnen an, gemeinsam den bisherigen Marktführer DB Cargo von Platz 1 zu verdrängen. Hier lagen die Wettbewerbsbahnen 2016 bereits bei einem Marktanteil von 40,9 Prozent. Rund 15 Prozentpunkte legten sie allein in den vergangenen fünf Jahren zu.

„Mittelfristig rückt im Schienengüterverkehr eine Aufteilung Fünfzig zu Fünfzig zwischen den Wettbewerbsbahnen und der DB AG in greifbare Nähe“, so Ludolf Kerkeling, NEE-Vorstandsvorsitzender. Neben zahlreichen politischen Fehlanreizen hemmen vor allem die Infrastrukturpolitik von Bund und DB das Wachstum, so Kerkeling weiter.

Zu geringe Bundesmittel für Neu- und Ausbau, Behinderungen durch ineffiziente Bauarbeiten und vor allem überproportional steigende Nutzungskosten schwächen die Schiene im Verkehrsmarkt. Geringere Trassenpreise und keine gewinnorientierte Infrastruktur müssten die Ziele sein.

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