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Eurobahn bildet Lokführer aus

06.10.17 (Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Keolis bereitet dieser Tage die Vorbereitungen für die Betriebsaufnahme im Elektronetz Teutoburger Wald vor – damit geht auch die Ausbildung neuer Triebfahrzeugführer einher, denn längst nicht jeder Angestellte der Altbetreiber Westfalenbahn und DB Regio wird seinen bisherigen Arbeitgeber verlassen. Also gilt es, neue Leute zu akquirieren. Der Beruf ist anspruchsvoll, gut bezahlt und zukunftssicher.

Davon ist Thomas Görtzen, Geschäftsführer von Keolis, überzeugt. „Wir sind daran interessiert Mitarbeiter lange an unser Unternehmen zu binden. Darum investieren wir viel in ihre Aus- und Fortbildung.“ Allein in diesem Jahr hat Keolis zwei Millionen Euro für die Qualifizierung künftiger Lokführer aufgebracht. Insgesamt 79 Anwärter besuchen die aktuell sieben Ausbildungskurse. Eine notwendige Maßnahme angesichts der Expansion des Streckennetzes.

Mit der Marke Eurobahn betreibt Keolis schon heute drei Netze in Nordrhein-Westfalen mit zehn Linien. Am 10. Dezember übernimmt das Unternehmen den Betrieb der fünf Linien des Teutoburger-Wald-Netzes RB 61, RB 65, RB 66, RB 72 und RE 78. Mit Blick auf die S-Bahn-Rhein Ruhr im Dezember 2019 sind in 2018 weitere Kurse geplant. Die Qualifizierung dauert insgesamt rund zehn Monate undstartet mit einem Theorieteil. Dieser vermittelt allerhand Basiswissen in puncto Eisenbahnbetrieb: Verkehr, Infrastruktur und Technik.

„Eisenrad auf Schiene“, nennt Astrid Wessels-Tschöke das. Sie ist Personalreferentin und verantwortet bei Keolis die Qualifizierungskurse. Am Ende legt jeder Teilnehmer eine schriftliche und eine mündlichen Prüfung dazu ab. Wer sie besteht, erhält den Führerschein, darf jedoch noch nicht fahren. Denn wer Lokführer werden möchte, braucht technisches Verständnis, Konzentrationsfähigkeit und ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein.

Das Bestehen der ersten Prüfung ist die Voraussetzung für den zweiten, nun länderspezifischen und deutlich umfangreicheren Ausbildungsteil. Dieser dauert vier bis fünf Monate. Neben umfangreicher Theorie finden nun auch erste Fahrten auf den Zügen statt, auch wenn die Auszubildenden noch nicht selbst fahren dürfen. Maximal 15 Teilnehmer umfasst bei Keolis eine Ausbildungsgruppe.

Auch wenn mehr Kapazitäten da wären, sei eine höhere Teilnehmerzahl nicht sinnvoll, so Astrid Wessels-Tschöke. „Das ist schon eine richtige Power-Schulung, die die Teilnehmer da absolvieren. Wenn die Gruppen zu groß sind, ist effektives Lernen nicht mehr möglich.“ Nach Abschluss dieser zweiten Lernphase legen die angehenden Lokführer erneut eine schriftliche und mündliche Prüfung ab – die längst nicht jeder besteht.

Bei Keolis werden die neuen Kollegen dafür mit verschiedenen Trainings unterstützt. Je nach Prüfungsordnung des Bildungsträgers darf der Kandidat nach frühestens einer Woche zum zweiten Mal ins Rennen gehen. Dann nimmt in der Regel über achtzig Prozent die Hürde und erhält damit die Voraussetzung für die dritte Ausbildungsphase. Die erfolgt im Betrieb und ist auf einen konkreten Fahrzeugtyp, in elektrischer oder in Dieseltraktion.

Mit Abschluss der so genannten Fahrzeugverwendungsprüfung dürfen die Absolventen nun unter der praktischen Anleitung eines Ausbildungslokführers erstmals selbst einen Zug fahren. Die ersten 40 Schichten absolvieren die zukünftigen Lokführer in Begleitung des erfahrenen Kollegen im Führerstand. Die tägliche Fahrzeit liegt zunächst bei zwei Stunden und wird sukzessive gesteigert. „Der Stress zu Beginn der Tätigkeit ist nicht zu unterschätzen“, erklärt die ehemalige Lokführerin Wessels-Tschöke. Die Freude, schließlich eigenverantwortlich einen Zug zu fahren, jedoch auch nicht.

Bilder: HP Gruesen, Dirk Vorderstraße und Distel2610

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