Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Die bunte Eisenbahnlandschaft

30.10.17 (Baden-Württemberg, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Es ist dem Nutzer völlig egal, wer seinen Zug fährt. Viele Leute gehen bis heute davon aus, dass alles, was auf der Schiene unterwegs ist, Teil der „Deutschen Bundesbahn“ sei. Wenn dann mal DB Regio durch jemand anderen ersetzt wird, dann nehmen einige Leute zur Kenntnis, dass auf einmal „was privates“ fährt, aber die allermeisten wollen einfach nur zuverlässig und in einer anständigen Qualität von A nach B kommen.

Zurecht, denn die Eisenbahn ist kein Selbstzweck, sondern sie dient dazu, Mobilitätsverfügbarkeit sicherzustellen. Tatsächlich habe ich erst jüngst selbst erlebt, wie jemand vom „ENNO“ sprach. Da ist nicht mehr die Rede von Nordwestbahn, Metronom, Westfalenbahn, Erixx oder was auch immer in Niedersachsen aktiv ist, die Leute ohne persönlichen Bezug zur Eisenbahn sprechen vom ENNO, wobei das Elektronetz Niedersachsen-Nordost ja nur eine Projektbezeichnung ist.

Aber manch einer weiß gar nicht, dass das kein eigenes Unternehmen ist, sondern dass der Metronom da fährt. Das ist dann natürlich eine Stelle, wo es kritisch zu werden droht. Denn wir haben in Deutschland, anders als in Großbritannien, keine ganzen Verkehrsbetriebe, die nur den Besitzer wechseln, sondern so ein Eisenbahnverkehrsunternehmen ist schon ein Wert an sich und als solches.

Der Wettbewerb auf der Schiene hat dazu geführt, dass hier neben DB Regio auch noch Abellio, National Express, die Eurobahn und viele, viele andere unterwegs sind. Wenn man dann S-Bahn Rhein-Ruhr, Rhein-Ruhr-Express, ENNO und BWEGT hat, dann verlieren die Betreiber ihre eigene Identität. Man kann sowas daher mal machen, aber es sollte nicht zur Regel werden.

Denn seien wir ehrlich: Der Wettbewerb auf der Schiene hat eine erhebliche Qualitätssteigerung mit sich gebracht. Dabei ist es auch unerheblich, ob das jetzt ein Wettbewerber oder DB Regio als Ex-Bundesbahn ist, alle Betreiber bieten bei Ausschreibungen heute zu deutlich niedrigeren Preisen als es vor 15 Jahren üblich war und die Qualität ist auf einem Niveau, von dem man kurz nach der Jahrtausendwende allerorten gehört hat, dass es schon eine unsachliche Polemik sei, sowas zu fordern.

Dabei ist es natürlich verständlich, dass die Aufgabenträger, wenn sie sich an der Finanzierung des Rollmaterials beteiligen, auch Kontrolle darüber haben wollen. Denn es sind die Züge des Aufgabenträgers und wenn diese z.B. nicht richtig instandgehalten werden, dann ist dessen Eigentum gefährdet. Aber das bedeutet nicht, dass auf den Zügen mehr als nur in kleiner Schrift der Name des Betreibers stehen sollte.

Denn zurecht macht man ja Qualitätsbewertungen, in denen man dann auch offen drüber spricht, wer gut ist und wer Verbesserungsbedarf hat. Übrigens, in Nordrhein-Westfalen und insbesondere im NWL-Raum ist Abellio in den letzten Jahren stets Doppelsieger gewesen: Abellio Rail NRW war regelmäßig auf Platz 1 und die Konzernschwester Westfalenbahn auf Platz 2. Das dürften doch gute Voraussetzungen sein, auch im Ländle Erfolg zu haben und zur gerade dort dringend notwendigen Qualitätsverbesserung beizutragen.

Siehe auch: Abellio stellt BWEGT-Zug vor
Foto: Abellio GmbH

Kommentare sind geschlossen.