Bogestra: Tram Langendreer ist eröffnet
17.10.17 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld
Seit einigen Tagen ist es soweit: Die Bogestra-Linie 302 fährt über den bisherigen Endpunkt am alten Opel-Werk hinaus bis zum Bahnhof Bochum-Langendreer, wo sie direkten Anschluss an die Linie S 1 und demnächst auch an die Linie 310 nach Witten bieten wird. Der Entschluss, im Sinne der Kunden zuerst ein rund 2,6 Kilometer langes Teilstück der 5,6 Kilometer langen Gesamtstrecke zu eröffnen, wurde bereits im Frühjahr 2013 getroffen.
Die Gesamtmaßnahme wird voraussichtlich Ende 2019 fertiggestellt sein, bis dahin wird die bisherige Streckenführung der Linie 310 weiter bedient. Baubeginn war im September 2012, der erste Bauabschnitt „Langendreer Hauptstraße“ wurde zwischen Elsterstraße und Stiftstraße eingerichtet, parallel startete ein weiterer Bauabschnitt in Witten. Auf der westlichen Seite der Hauptstraße Richtung Witten zwischen Elsterstraße und Rampenstraße wurden bereits Mitte 2013 die ersten 400 Meter Rillenschienen verlegt.
Verbaut wurden bis heute rund zehn Kilometer Schiene sowie zwölf Weichen, dazu kommen 172 Fahrleitungsmaste. Die bisher größte Herausforderung war sicherlich der Einbau des sogenannten Masse-Feder-Systems vor dem Langendreer Markt unter der größten Kreuzung im Stadtteil ab Ende Juni 2015. Das System verhindert, dass sich beim Befahren des Gleisdreiecks durch die Straßenbahn die dabei entstehenden Erschütterungen durch den Untergrund auf die Wohnhäuser übertragen können.
Deswegen wurden rund 1000m³ Material einschließlich der alten Fahrbahn und nichtragender Böden ausgeschachtet. Insgesamt wurden rund 800m³ Beton eingebaut und mit rund 110 Tonnen Bewehrungsstahl verstärkt. Aber auch die Bergschadensicherungsmaßnahmen im Sommer 2013 in den Bereichen S-Bahnhof, Marktplatz sowie auf der Unterstraße waren sehr aufwendig.
So liegt auf Höhe der Alten Bahnhofsstraße ein Schutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg und auf der Hauptstraße zwischen S-Bahnhof und Marktplatz befinden sich sechs alte Flötze unterschiedlicher Zechen. Die neue Strecke ist ein Gewinn für den Bochumer Osten. Der Anschluss an den S-Bahnhof sowie an zahlreiche Buslinien ermöglicht nun ein problemloses Umsteigen und verkürzt Reisezeiten.
Die gesamte Strecke ist zweigleisig und an den Ampeln hat die Straßenbahn Vorrang. Natürlich können Autofahrer die Bahn an einzelnen Stellen überholen. Insgesamt wurden so wenige Ampeln gebaut wie möglich, aber so viele wie nötig – auch im Sinne eines sicheren Schulwegs!
Die Strecke ist barrierefrei ausgebaut, sodass dort eine der deutschlandweit modernsten Niederflurbahnen auf dem neuen Teilabschnitt der Linie 302 und später dann auch auf der gesamten Linie 310 eingesetzt werden kann. Die Variobahn ist komplett stufenlos und mit Klapprampen ausgerüstet. Das macht das Ein- und Aussteigen einfacher und schneller – auch mit Kinderwagen oder Rollstuhl. Der Ticketkauf ist beim Fahrer möglich. Alle Straßenbahnen sind klimatisiert und videoüberwacht.
Bild: Aldenhoevel