VDE 8 steht vor der Eröffnung
04.09.17 (Bayern, Berlin, Brandenburg, Fernverkehr, Sachsen-Anhalt, Thüringen) Autor:Stefan Hennigfeld
Rund hundert Tage vor der Eröffnung testeten letzte Woche DB-Personenverkehrsvorstand Berthold Huber und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) den schnellsten Abschnitt der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Berlin und München. Danach legten sie mit einem modernisierten ICE 3 und 300 Stundenkilometern die rund 120 Kilometer zwischen Bamberg und Erfurt in nur 45 Minuten zurück.
Die bisherige Fahrzeit für diese Strecke betrug rund drei Stunden. Die offiziellen Inbetriebnahme erfolgt am 10. Dezember. Dann können Reisende im ICE-Sprinter die Strecke zwischen Berlin und München in unter vier Stunden zurücklegen. „Deutschland rückt auf der Schiene näher zusammen“, sagt Berthold Huber, DB-Vorstand für den Personen- und Güterverkehr. „Denn von der größten Angebotsverbesserung in der DB-Geschichte profitieren rund 17 Millionen Menschen entlang der neuen Strecke. Mit den neuen Fahrplänen ab Dezember können sich unsere Kunden über deutlich kürzere Reisezeiten und bessere Fernverkehrsanbindungen freuen.“
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt: „Die heutige Premierenfahrt in Hochgeschwindigkeit mit Tempo 300 zeigt den ungeheuren Mobilitätsfortschritt auf der Strecke Berlin-München. Wenn die Hightech-Verbindung in gut 100 Tagen in Betrieb geht, ist die Bahn mit Abstand das attraktivste Verkehrsmittel, das man zwischen München und Berlin wählen kann. Damit wird die Bahn neue Kunden und Marktanteile gewinnen.“
Teilabschnitte des Zehn-Milliarden-Euro-Projekts VDE 8 sind schon in Betrieb: Bereits 2006 wurde die Ausbaustrecke Berlin–Halle/Leipzig für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h eröffnet. Im Dezember 2015 kam die Neubaustrecke Halle/Leipzig–Erfurt dazu, auf der Geschwindigkeiten bis zu 300 km/h möglich sind. Parallel zum Bau der Strecke wurden die Eisenbahnknoten Halle, Leipzig und Erfurt umfangreich ausgebaut.
Erfurt als neues Drehkreuz im mitteldeutschen Zugverkehr wird mit dem Fahrplanwechsel zum 10. Dezember dann stündlich Fernverkehrszüge in alle vier Himmelsrichtungen bieten. Auf dem letzten Abschnitt der Neubaustrecke zwischen Erfurt und Ebensfeld liefe derzeit der Testbetrieb. Dazu gehörten auch die Anpassungen von Infrastruktur und Zügen an das neue europäische Zugbeeinflussungssystem ETCS (European Train Control System). Bei der endgültigen Inbetriebnahme endet die fast dreißigjährige Bauzeit.
Dadurch, dass es die direkte Möglichkeit gibt, Hochgeschwindigkeitszüge von München in die Bundeshauptstadt fahren zu lassen, könnte das auch für andere europäische Staatseisenbahnen interessant sein. Die ÖBB oder auch die SNCF hätten so alsbald die Möglichkeit, direkte eigene Züge aus ihren jeweiligen Ländern in die deutsche Hauptstadt fahren zu lassen. Auf der anderen Seite bedeutet das für DB Fernverkehr, dass verlässliche grenzüberschreitende Züge die einzige Versicherung sind, mit der man Konkurrenzzüge durch andere Staatskonzerne auf der Schiene vermeidet.