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Schleswig-Holstein: Bilanz für 2016 ist da

21.09.17 (Schleswig-Holstein) Autor:Stefan Hennigfeld

Der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) und Bernhard Wewers, Geschäftsführer des Aufgabenträgers Nah-SH, haben die Zahlen für das Jahr 2016 vorgestellt. Die Schleswig-Holsteiner sind zufrieden mit dem Nahverkehr, das zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Marktforschung. Für das Zugangebot im echten Norden vergaben die Befragten im Schnitt die Schulnote 2,7, für das Busangebot eine 2,9. In beiden Fällen bestätigte sich das Vorjahresergebnis.

Die regelmäßigen Nutzer sind dabei zufriedener mit dem Nahverkehr als Nicht- oder Seltennutzer: Von den Pendlern gab es für das Bahnangebot die Note 2,4 (Bus: 2,6), von Seltennutzern die Note 2,6 (Bus 2,7), von Nicht-Nutzern eine 2,9 (Bus: 3,2). Die am häufigsten angegebenen Gründe für die Nahverkehrsnutzung sind, dass kein Auto verfügbar ist, die Fahrt weniger Stress bedeutet, der ÖPNV schneller und günstiger ist.

Buchholz: „Die Zahlen sind erfreulich und zeigen, dass der Nahverkehr im Land auf einem guten Weg ist. Es bleibt aber noch viel zu tun.“ Insgesamt ist der Anteil des Nahverkehrs bei der Verkehrsmittelwahl (Modal Split) mit durchschnittlich 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (7,1 Prozent) auf niedrigem Niveau gestiegen. Die Nachfrage im Bahnverkehr stieg im Jahr 2016 um rund drei Prozent auf 1,813 Milliarden Personenkilometer an. Im Jahr 2015 lag sie bei 1,757 Milliarden Personenkilometern. Damit war der Anstieg größer als im Vorjahr (2014: 1.730 Milliarden PKM).

Das Verkehrsangebot blieb mit rund 25,3 Millionen Zugkilometern im Vergleich zum Vorjahr stabil. Besonders stark entwickelte sich die Nachfrage auf dem Abschnitt zwischen Pinneberg und Hamburg (31.380 Fahrgäste, 10 Prozent Zuwachs gegenüber dem Vorjahr), ohne S-Bahn sowie auf dem Abschnitt Hamburg – Aumühle (7.540 Fahrgäste, ein Zuwachs von 11 Prozent) und Aumühle – Büchen (6.210 Fahrgäste, 10 Prozent Zuwachs).

Eine deutliche Steigerung der Nachfrage erwarten Land und Nah-SH, wenn ab Ende des Jahres im Bahnnetz Mitte auf den Regionalexpress-Linien Kiel – Hamburg und Flensburg – Hamburg die neuen Fahrzeuge vollständig im Einsatz sind. Der Fahrzeughersteller Bombardier sollte diese ursprünglich im Jahr 2014 an DB Regio liefern, verschob den Liefertermin dann aber auf 2017. Der vorgesehene Betrieb und damit das Flügelkonzept und kürzere Fahrzeiten lassen sich deshalb erst zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember vollständig umsetzen.

Die Fahrt zwischen Kiel und Hamburg dauert künftig nur noch rund 70 Minuten – bei zwei Verbindungen je Stunde. Zwischen Flensburg und Hamburg verkürzt sich die Fahrzeit durchgängig auf zwei Stunden. Durch den neuen Fahrplan gibt es in Kiel deutlich mehr und verlässlichere Anschlüsse in Richtung Eckernförde und neue Anschlüsse in Richtung Preetz, Felde und Kiel-Oppendorf. In Neumünster entsteht jede Stunde ein Anschluss Richtung Hohenwestedt.

„Das verbesserte Angebot ist ein Riesenschritt für den Nahverkehr“, sagte Minister Buchholz. Einen leichten Anstieg gab es bei der Pünktlichkeit im Bahnverkehr: Im Jahr 2016 waren im Schnitt 91,4 Prozent der Nahverkehrszüge pünktlich, im Vorjahr waren es 90,6 Prozent. Gründe für Verspätungen waren erneut vor allem Mängel an der Infrastruktur und umfangreiche Baumaßnahmen.

Das Land und die Nah-SH GmbH führen regelmäßig Gespräche mit Vertretern der Eisenbahnverkehrsunternehmen und DB Netz. Ziel sind Maßnahmen, die den Betrieb stabilisieren und die Kommunikation im Störfall verbessern. Beeinträchtigt wurde die Qualität im Bahnverkehr insgesamt durch die Fahrzeugprobleme im Netz West. Zwischen Hamburg und Sylt gilt seit November 2016 wegen beschädigter Kupplungen ein Ersatzkonzept, erst Ende Oktober sollen alle Züge wieder im Einsatz sein.

Im Herbst sollen die ersten Ergebnisse einer Untersuchung zum so genannten Nordtarif vorliegen. Der Landtag in Schleswig-Holstein hatte im Juli 2016 einstimmig beschlossen, einen gemeinsamen Nahverkehrstarif mit Hamburg und Niedersachsen auf den Weg bringen zu wollen, der außerhalb der Tarifräume von HVV und VBN zur Geltung kommen soll.

Verkehrsminister Bernd Buchholz: „Es wird Zeit, dass der Nahverkehr im Norden enger zusammenrückt. Dabei müssen Bahn und Bus auch langfristig finanzierbar bleiben. Für mich bedeutet der Nordtarif: Es wird einfacher für die Fahrgäste und transparenter in der Finanzierung. Und die Entscheidungen über Fahrpreise trifft der, der den Nahverkehr finanziert.“

Siehe auch: Wettbewerb funktioniert

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