RMV: Preisanpassung erstmals auch nach unten
18.09.17 (Hessen) Autor:Stefan Hennigfeld
In seiner Sitzung letzte Woche hat der Aufsichtsrat des hessischen Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) die Anpassung des Tarifs, die Einführung neuer Angebote und die Anschaffung neuer Fahrzeuge beschlossen. Zum 1. Januar 2018 wird der Tarif des RMV um durchschnittlich 1,5 Prozent erhöht. Dies ist die niedrigste Fahrpreiserhöhung seit Gründung des Verkehrsverbundes im Jahr 1995.
Auch für die kommenden drei Jahren schafft der RMV Planungssicherheit für die Fahrgäste: der Aufsichtsrat beschloss eine Deckelung der Tarifanpassung für die kommenden drei Jahren um durchschnittlich maximal 1,5 Prozent pro Jahr. Der Aufsichtsratsvorsitzende, Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD): „Ein guter Tag für alle Menschen, die schon heute Busse und Bahnen nutzen und ein weiteres gutes Argument zum Umstieg vom Auto in Busse und Bahnen. Für Erwachsene sinken die Fahrpreise in Frankfurt: 1. Bei der Tageskarte von 7,20 Euro, auf 5,35 Euro. Tageskarte Kinder von 4,20 Euro auf 3,00 Euro. 2. Wir werden ein Seniorenticket für Frankfurt anbieten, das mit dem Jahreswechsel in Anspruch genommen werden kann.“
Feldmann: „Der Preis liegt, so es für ein Jahr erworben wird, knapp über 45 Euro im Monat, d.h. 1,50 Euro pro Tag. Damit lösen wir das den älteren Bürgerinnen und Bürgern gegebene Versprechen ein, nach dem Schülerticket auch für sie ein preislich attraktives Angebot anzubieten. 3. Einzelfahrscheine: Erwachsene runter von 2,90 auf 2,75. Kinder runter von 1,65 auf 1,55.“
„Gerade jetzt, wo der Dieselgate unsere Gesellschaft erschüttert, ist es uns wichtig, ein klares Signal für die Attraktivität des ÖPNV zu setzen“, sagte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, der Landrat des Hochtaunuskreises, Ulrich Krebs (CDU). „Der ÖPNV ist das umweltfreundlichste Verkehrsmittel und ganz klar das Verkehrsmittel der Zukunft. Es ist deshalb richtig“, so Krebs, „dass der RMV seinen Nutzern einen guten Preis bietet, um eine glaubhafte Alternative zum Individualverkehr zu sein.“
Knut Ringat, Geschäftsführer des RMV, sagte: „Die maximale Erhöhung von durchschnittlich 1,5 Prozent in den kommenden drei Jahren ermöglicht es uns, den Fahrgästen weiterhin einen attraktiven ÖPNV anzubieten. Wir bedanken uns beim dem Aufsichtsrat für die Unterstützung und das Vertrauen, gemeinsam die Region zu bewegen.“
Eine positive Zwischenbilanz zog Ringat zum Pilotprojekt RMVsmart: „Über 16.000 Fahrgäste testen derzeit mit uns, wie der Tarif der Zukunft aussehen könnte. Mit den Kunden haben wir in den vergangenen Monaten gemeinsam ein Basispreismodell entwickelt bei der eine Halbierung der Einzelfahrpreise möglich ist. Dabei zahlt der Fahrgast bei RMVsmart50 einen Betrag von fünf Euro im Monat. Damit halbiert sich für jede Fahrt mit der Wahl des Basispreis-Modells automatisch der Preis jeder Fahrt.
Darüber hinaus gibt es eine generelle Absenkung der Preise in RMVsmart. Der Grundpreis pro Fahrt sinkt von 1,69 Euro auf 1,60 Euro (beim RMVsmart50 sogar auf 80 Cent). Der Preis pro Kilometer im Schienenverkehr sinkt im Ballungsraum von 21,8 Cent auf 20 Cent, im Regionalverkehr von 10,9 Cent auf 10 Cent. Beim RMVsmart50 gilt ein Kilometerpreis im Schienenverkehr von 10 Cent im Kernnetz des Ballungsraums und 5 Cent im Regionalnetz.
„Als besonderen Anreiz, vom PKW auf die Bahn zu wechseln“, sagte Ringat, „können die Fahrkarten im RMVsmart für bis zu vier Mitfahrer ebenfalls zum halbierten Preis gekauft werden. So sind wir eine umweltfreundliche, günstige Alternative zum Stau im Rhein-Main-Gebiet.“ In der Aufsichtsratssitzung wurde auch der Weg freigemacht für die Beschaffung neuer Eisenbahnen auf den RMV-Linien 11, 12, 15 und 16, dem sogenannten Taunusnetz.
„Das Taunusnetz ist von zentraler Bedeutung für den RMV“, sagt Landrat Ulrich Krebs. „Mit der Beschaffung eigener Fahrzeuge stellen wir sicher, dass der Betrieb zum 11. Dezember 2022 aufgenommen werden kann.“ Die 26 Fahrzeuge werden zwischen 120 und 145 Millionen Euro kosten.
Während man bei bei der S-Bahn Rhein-Main noch Züge für DB Regio angeschafft bzw. gefördert hat, geht man nun den Weg, der in anderen Ländern bereits üblich ist: Wenn(!) ein Aufgabenträger Züge anschafft, stehen diese allen potentiellen Betreibern und Bewerbern zur Verfügung. Das kann DB Regio sein, das kann die Hessische Landesbahn sein – oder jemand ganz anderes. Damit dürfte die Vergabe viele potentielle Bieter nach Hessen locken und den Zuschussbedarf für den RMV senken.
Siehe auch: Der Frankfurter Paukenschlag