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Kretschmann fordert Konsequenzen

19.09.17 (Baden-Württemberg, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Sperrung der Rheintalbahnstrecke hat gravierende Auswirkungen auf den Schienenverkehr in ganz Deutschland. Der volkswirtschaftliche Schaden und die Belastungen für Pendler sind enorm. Darum ist das oberste Ziel, die Strecke so schnell wie möglich wieder befahrbar zu machen. Der Bund muss aber auch die richtigen Konsequenzen aus der Haverie ziehen und massiv in die Schieneninfrastruktur investieren.

„Die Havarie des Rastatter Tunnels verdeutlicht, wie anfällig die Schieneninfrastruktur in Deutschland und Baden-Württemberg ist. Durch die mehrwöchige Sperrung einer der europäischen Hauptschlagadern des Schienengüterverkehrs entsteht ein immenser volkswirtschaftlicher Schaden“, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) . „Nun gilt es zuallererst, die Strecke so schnell wie möglich wieder sicher befahrbar zu machen.“

Denn im Personenverkehr müssten die Reisenden durch den Schienenersatzverkehr zwischen Rastatt und Baden-Baden eine mindestens einstündige Verlängerung der Reisezeit in Kauf nehmen. „Dies ist insbesondere für Berufspendler eine starke Belastung. Noch viel härter trifft die Sperrung den Güterverkehr“, so Kretschmann. Die Verbände der Güterbahnen schlagen Alarm: es sei von Milliardenschäden und befürchteten Insolvenzen die Rede.

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) erklärte: „Wir müssen aus der Rastatt-Havarie lernen. Die fälschlicherweise vom Bund als Nebenstrecken eingestuften Strecken müssen nun ausgebaut, modernisiert und elektrifiziert, Engpässe beseitigt und Lücken geschlossen werden – allen voran die Gäubahn als Verbindung zwischen Stuttgart und Zürich sowie die Südbahn zwischen Ulm und Friedrichshafen. Die Schieneninfrastruktur ist in den vergangenen Jahrzehnten im Vergleich zur Straße stiefmütterlich behandelt worden.“

Minister Hermann hatte zuvor im Ministerrat einen mündlichen Bericht zum aktuellen Stand nach der Tunnelhavarie gegeben. Der Verkehrsminister unterstrich: „Unsere Anmeldungen zum Bundesverkehrswegeplan haben sich im Nachhinein als weitsichtig erwiesen. Die vom Land vorgeschlagenen Projekte sind verkehrlich notwendig. Sie würden auch zu einer Redundanz im Schienennetz beitragen, die die Folgen einer Streckensperrung wie derzeit auf der Rheintalbahn abmildern würde.“

Notwendig sei ein Umsteuern in der Verkehrspolitik auf Bundesebene und die Entwicklung eines umfassenden Konzeptes für den Schienenverkehr mit dem Ziel, diesen umwelt- und klimafreundlichen Verkehrsträger zu stärken und die Straßen zu entlasten. Zu der Beseitigung von Engpässen gehöre unter anderem auch der Bau der Großen Wendlinger Kurve, für die sich inzwischen eine breite politische Unterstützung im Land abzeichnet. Insgesamt jedoch werde zu wenig für die Eisenbahn getan. Die grün-schwarze Landesregierung in Stuttgart fordert daher die nächste Bundesregierung auf, das erheblich zu ändern.

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