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Autonomer Bus zu Gast in Dresden

14.09.17 (Sachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Rahmen der Anwendertagung des Schweizer ÖPNV-Systemlieferanten Trapeze war letzte Woche ein autonom gesteuerter Kleinbus bei Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) und Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) zu Gast. Der fahrerlose Elektrobus mit dem Arbeitsnamen „Trapizio“ legt zur praktischen Demonstration auf dem Gelände des DVB-Straßenbahnhofes Trachenberge einen vorgegebenen Kurs zurück.

Der DVB-Vorstand für Finanzen und Technik Andreas Hemmersbach erklärt: „Wir nutzen hier die Chance, technische Entwicklungen im Zukunftsmarkt des öffentlichen Verkehrs zu verfolgen und sogar praktisch vor Ort zu zeigen. Nach nur einem Tag Einrichtungszeit präsentieren wir in unserem Betriebshof die erste fahrerlose elektrische Buslinie Dresdens.“

Burkhard Ehlen, Geschäftsführer des VVO ergänzt: „Beim Thema Autonomes Fahren arbeiten wir in der Branche eng zusammen und suchen die Kooperation mit Wissenschaft und Forschung. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie die neue Technologie das heutige ÖPNV-Angebot sinnvoll erweitern kann.“ „Wir unterstützen Verkehrsbetriebe weltweit, die Herausforderungen und Chancen der Mobilität von heute und morgen bestmöglich zu meistern. Dazu gehört auch Unterstützung und Beratung im Umgang mit autonomen Fahrzeugen“, sagt Trapeze-CEO Peter Schneck.

Der eingesetzte Bus vom Typ NAVYA ARMA DL4 wurde im französischen Lyon gebaut. Er soll demnächst im schweizerischen Schaffhausen zum Rheinfall fahren und besitzt mit 11 Sitz- und 4 Stehplätzen eine Beförderungskapazität von 15 Personen. Der Bus hat kein Lenkrad, fährt und hält selbstständig – dabei ist kein Fahrer anwesend und bald auch keine Begleitperson mehr. Der Fahrweg wird per GPS eingemessen und dann kontrolliert abgefahren.

Trotzdem auftretende Abweichungen in der Distanz korrigiert ein integrierter Wegstreckenzähler in Kombination mit dem Tacho. Die Stereokamera an der Fahrzeugfront erkennt Verkehrsschilder, Ampeln oder mögliche Hindernisse auf dem Weg. Zwei 360-Grad-Laser und sechs 180-Grad-Laser kartographieren ebenfalls Standort und Umgebung. Sie passen ständig auf, dass es zu keiner Kollision kommt.

Falls sich der Bus unerwarteten Hindernissen oder Fußgängern nähert, stoppt er. Die Reaktionszeit solcher Fahrzeuge ist dank modernster Technologie kürzer als die eines Menschen. Mithilfe seiner zahlreichen Sensoren bewältigt der Bus auch enge Passagen mit erstaunlicher Leichtigkeit. Die Unternehmenschefs schätzen, dass für eine einfache Streckenprogrammierung, die intelligente Umfahrung von Hindernissen und einen größeren Aktionsradius die Hersteller kaum mehr als fünf bis zehn Jahre Entwicklungszeit benötigen.

Ideale Einsatzpunkte könnten etwa Strecken mit wenig Kapazität sein, auf denen sich konventionelle Linienbusse nicht lohnen, etwa zur Feinerschließung zwischen Tramstation und der Wohnung. Abzuwarten bleibt, ob und wann ein solches System zur Marktreife gelangen kann.

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