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Allianz pro Schiene fordert Elektrifizierung

04.09.17 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Nach der Sperrung der Rheintalbahn hat die Allianz pro Schiene eine umfassende Elektrifizierungsoffensive für die Infrastruktur der DB Netz AG gefordert. Diese müsse Teil eines breiten Rückfallkonzeptes für Ausweichstrecken sein, um zu verhindern, dass Güterverkehr von der Schiene auf die Straße wandert. „Die Strecke der Rheintalbahn bei Rastatt ist eine der Lebensadern des Güterverkehrs in ganz Europa.

Dass die Sperrung bis in den Oktober hinein dauern soll, ist nahezu unvorstellbar“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. Bereits jetzt gebe es – mangels ausreichender Alternativstrecken – eine massenhafte Verlagerung von Gütern auf die Straße. Die Folgen für die Wirtschaft seien verheerend, ganz zu schweigen von den Folgen für Umweltbilanz und Verkehrssicherheit.

„Nun rächt es sich, dass der Bund über Jahrzehnte beim Ausbau seines Schienennetzes geknausert hat“, sagte Flege und verwies darauf, dass mögliche Umleitungen zur gesperrten Strecke nicht elektrifiziert sind. „Beim Straßennetz wäre der Fall Rastatt ein Ding der Unmöglichkeit: Strecken ohne Umleitungen gibt es auf der Straße nicht. Beim Schienennetz ist in Deutschland alles auf Kante genäht.“ Die Politik solle nun keine Zeit verlieren und mit einem energischen Krisenmanagement beginnen.

„Wir wünschen uns, dass der Bundesverkehrsminister sich als Krisenpartner für die Güterbahnen in Deutschland und im europäischen Ausland versteht, damit sie diese Sperrung bewältigen und wirtschaftlich überleben können“, sagte Flege. Gemeinsam sollten der Infrastrukturbetreiber Deutsche Bahn und die Nutzer des Netzes mit dem Ministerium ein Rückfallkonzept erarbeiten, damit Engpässe dieser Art künftig ausgeschlossen werden können.

„Elektrifizierungslücken wie zwischen Tübingen und Horb darf es in Zukunft nicht mehr geben. Der Bund muss jetzt zügig die nötigen Investitionen bereit stellen“, bemängelte Flege. „Viele Europäer schütteln über die Rastatter Sperrung mit Recht den Kopf, und wir müssen leider konstatieren, dass Deutschland bei der Elektrifizierung seines Schienennetzes etliche Hausaufgaben noch nicht gemacht hat“, kritisierte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer.

Neueste EU-Zahlen zeigen, dass Deutschland beim Elektrifizierungsgrad seines Netzes mit einer Quote von 60 Prozent im EU-Vergleich nur sehr mittelmäßig unterwegs ist. Die Allianz pro Schiene forderte, dass sich die neue Bundesregierung gleich nach der Wahl ein Elektrifizierungsziel von 70 Prozent bis 2025 ins Stammbuch schreiben solle.

„Dann können wir unseren europäischen Nachbarn wenigstens sagen: Schlecht gelaufen, aber wir haben draus gelernt.“ Eine ähnliche Forderung, auch mit der Zielsetzung von siebzig Prozent, hat die Allianz pro Schiene bereits im Jahr 2012 gestellt – ohne dass in der jetzt ablaufenden Legislaturperiode irgendwas in diese Richtung passiert wäre. Entsprechend bleibt auch diesmal abzuwarten, ob es nach den Bundestagswahlen eine andere Politik geben wird.

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