Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Rheintalbahn musste gesperrt werden

17.08.17 (Baden-Württemberg, Fernverkehr, Güterverkehr, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Am vergangenen Wochenende ist die Rheintalbahn überraschend gesperrt worden. Am Samstag kam es gegen 11 Uhr im Rahmen von Tunnelbauarbeiten im neuen Rastatter Tunnel zu Gleisabsenkungen südlich von Rastatt. Da die Bauarbeiten engmaschig überwacht wurden, wurde die Strecke Karlsruhe – Basel daraufhin zwischen Rastatt und Baden-Baden sofort gesperrt. Es ist nach derzeitigem Stand mit einer Streckensperrung bis zum 26. August zu rechnen.

Seit Montag gilt ein Ersatzfahrplan. Betroffen von den Einschränkungen sind Passagiere mit Reisen zwischen der Schweiz (via Grenzübergang Basel) bzw. den Städten des Oberrheins (Freiburg, Offenburg) und Frankfurt bzw. West- und Norddeutschland. Im Fernverkehr bestehen stündliche Reisemöglichkeiten aus und in Richtung Norden bis und von Rastatt und aus und in Richtung Süden bis und ab Baden-Baden.

Zwischen Baden-Baden und Rastatt verkehren Ersatzbusse im 6-Minuten-Takt. Reisende auf diesem Streckenabschnitt müssen mit Reisezeitverlängerungen von mindestens einer Stunde rechnen, in Abhängigkeit von der Betriebslage sind auch größere Verzögerungen möglich. Fernverkehrszüge aus Nordrhein-Westfalen beginnen und enden grundsätzlich statt in Rastatt in Karlsruhe.

Reisende aus diesen Zügen nutzen zwischen Karlsruhe und Rastatt die zeitnah verkehrenden Züge des Fern- und Nahverkehrs sowie die Züge der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG). Die AVG leistet mit ihren Zugangeboten zwischen Karlsruhe Hbf (Bahnhofsvorplatz) und Rastatt einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des derzeitigen Reisendenaufkommens. Die Züge zwischen Paris und Stuttgart bzw. München werden über Mannheim umgeleitet.

Es ist mit Reisezeitverlängerungen von mindestens einer Stunde zu rechnen. Reisende zwischen Paris und Karlsruhe können in Mannheim ein bzw. aussteigen und nutzen zwischen Mannheim und Karlsruhe andere Züge des Fern- oder Nahverkehrs. Fahrgäste auf der betroffenen Strecke können ihre Fahrkarten für andere Züge – auch auf weitläufigen Umleitungsstrecken – nutzen oder diese bei Reiseverzicht ohne Gebühr zurückgeben.

Neben den Fahrgastrechten für Verspätungen erstattet die DB auch Mehrkosten für Bahntickets, die aufgrund der Streckensperrung für längere Umwegstrecken gelöst werden und entschuldigt sich für die Beeinträchtigungen ausdrücklich bei allen Reisenden. Die Deutsche Bahn hat das Wochenende genutzt, um eine erste Sichtung der Schäden vorzunehmen. Die Arbeiten an der Instandsetzung der Strecke laufen auf Hochtouren.

In diesem Zuge wurden am Sonntag die direkten Anwohner aus vier Häusern vorsorglich gebeten, aus Sicherheitsgründen die Häuser zu verlassen, um die schnellstmögliche Wiederherstellung der Strecke zu ermöglichen. Betroffen ist dabei nicht nur der Personenverkehr, sondern in besonderem Maße auch der Güterverkehr: Es handelt sich um eine der wichtigsten Nord-Süd-Magistralen, die es in Deutschland überhaupt gibt.

Ob Containerverkehr aus den niederländischen ARA-Häfen oder aus den Nord- und Ostseehäfen Deutschlands; so ziemlich alles, was Richtung Süden geht, muss diese Strecke nehmen. Für den Güterverkehr ist es also ein besonderes Problem, auch wenn die mediale Aufmerksam ausbleibt. Doch das macht die Sache nicht weniger schlimm.

Für das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE), die politische Interessenvertretung von Güterverkehrsbahnen außerhalb des DB-Konzerns, ist das „der traurige Höhepunkt eines Missmanagements, den die Polizei und die DB zu verantworten haben“. Dabei ist man durchaus der Auffassung, dass die Havarie an einer Baustelle vorkommen kann, aber die gleichzeitige baubedingte Sperrung aller leistungsfähigen Alternativstrecken, die umgeleitete Verkehre in einer solchen Situation aufnehmen könnten, „darf einfach nicht vorkommen“, so Verbandsvorstand Michail Stahlhut.

„Bekanntermaßen dürfen Notausgänge auch nicht abgeschlossen oder zugestellt werden.“ Man ist der Aufassung, dass die Angelegenheit nun zur Chefsache gemacht werden müsse. Nicht mehr Frank Sennhenn, Vorstandsvorsitzender der DB Netz AG, solle als oberster Verantwortlicher für die Baustelle zuständig sein, sondern Konzernchef Richard Lutz und Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla. Und beim NEE ist man sich auch sicher, wieso das so sein sollte. Ansonsten sei die Angelegenheit „binnen kürzester Zeit ein Fall für den Bundesverkehrsminister und die EU-Verkehrskommissarin.“

Siehe auch: Hier läuft was schief!

Kommentare sind geschlossen.