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Rheintalbahn: Europäische Kooperation

31.08.17 (Baden-Württemberg, Europa, Güterverkehr, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Chefs der deutschen, schweizerischen, österreichischen und französischen Bahnen haben auf Initiative von SBB-CEO Andreas Meyer eine enge Kooperation vereinbart, um die Auswirkungen der Rheintalsperrung auf den Schienengüterverkehr möglichst gering zu halten. Nachdem bekannt wurde, dass die Strecke erst am 7. Oktober wieder in Betrieb genommen werden kann, verständigten sich DB AG, SBB, ÖBB und SNCF auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket.

Mit dem Ende der Urlaubszeit in Italien nehmen die Güterverkehre auf dem Nord-Süd-Korridor traditionell stark zu. Ohne abgestimmte Maßnahmen kann die Nachfrage in den kommenden Wochen nicht gedeckt werden, mit entsprechenden Auswirkungen auf den europäischen Gütertransport und des Verlagerungsziels im alpenquerenden Verkehr. Mit ihrer Initiative wollen die vier Bahnchefs die Auswirkungen der Rheintalbahnsperrung für die Kunden im Güter- und Personenverkehr so gering wie möglich halten.

Zudem haben die vier Bahnchefs Andreas Meyer (SBB), Richard Lutz (DB AG), Andreas Matthä (ÖBB) und Guillaume Pepy (SNCF) verabredet, sich regelmäßig eng abzustimmen. Sie waren sich einig, dass die anstehenden Herausforderungen nur gemeinsam zu lösen sind. „In einer schwierigen Situation müssen wir außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen und die Stärken der integrierten Bahn nutzen“, sagt Andreas Meyer.

Neben den bereits getroffenen Maßnahmen stellen die vier Bahnen gemeinsam zusätzliche Lokführer und Loks für die Korridore über Frankreich und Österreich bereit. Darüber hinaus werden Sprachvorgaben für den deutsch-französischen Grenzübertritt zeitlich befristet geändert, so dass auch deutschsprachige Lokführer bestimmte Strecken fahren können. Auch geplante Baustellen wurden kurzfristig angepasst, um auf den Ausweichstrecken möglichst schnell zusätzliche Trassenkapazitäten für den Schienengüterverkehr zu schaffen.

Dies ermöglicht eine effiziente Ausnutzung der verschiedenen Umleitungskorridore, die gemeinsam mit den Nachbarbahnen abgestimmt werden. Um die Fahrt von Deutschland in die Schweiz weiter zu erleichtern, wird intensiv geprüft, zwischen Kornwestheim und Zürich einen Shuttleverkehr für Güterzüge einzurichten. Die Trassenkapazität kann dadurch in den nächsten Wochen gesteigert werden. Abklärungen dazu laufen derzeit.

Die Rheintalbahn ist eine der wichtigsten Achsen im Schienengüterverkehr mit täglich bis zu 200 Güterzügen. Im alpenquerenden Güterverkehr zwischen Nordeuropa und Italien via Schweiz hat der Schienengüterverkehr einen Marktanteil von 70 Prozent. Auf den Kombinierten Verkehr entfallen 50 Prozent. Ein großer Teil der Züge kann durch Deutschland, Österreich und Frankreich umgeleitet werden. Zudem wurde eine Straßenüberbrückung Mannheim/Karlsruhe – Basel und eine Schifffahrs-Überbrückung nach Basel eingerichtet. Von dort werden die Güter dann jeweils mit der Bahn nach Italien weitergeleitet.

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