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Eurobahn: Neue und gebrauchte Züge im Teutoburger Wald

24.08.17 (Europa, Niedersachsen, NWL, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn im Dezember die Betriebsaufnahme im Elektronetz Teutoburger Wald stattfindet, dann wird die Eurobahn die bisherigen Fahrzeuge der Westfalenbahn übernehmen. Sie stehen im Eigentum von Alpha-Trains. Der derzeitige Mieter ist die zu Abellio gehörende Westfalenbahn, neuer Mieter wird die Eurobahn sein. Die Züge bleiben, wie das bei Betreiberwechseln zwischen Wettbewerbsbahnen in der Vergangenheit mehrfach der Fall war, in ihrem Netz und wechseln nur die Farbe oder die Aufkleber.

Die bisherigen Linien in diesem Netz können damit abgedeckt werden. Allerdings wird die Linie RB 61 zwischen Bielefeld und Hengelo neu ins Netz aufgenommen. Der bisherige Betreiber ist DB Regio und man braucht neue Mehrsystem-Fahrzeuge. Den ersten von insgesamt acht Zügen hat Keolis in diesen Tagen in Empfang genommen.

„Wir bieten unseren Fahrgästen und auch unseren Mitarbeitern mit den neuen Fahrzeugen modernste technische Ausstattung und Komfort“, erklärte Thomas Görtzen, Geschäftsführer von Keolis. In den kommenden Wochen wird der Flirt-Triebzug zu Schulungszwecken im Einsatz auf dem Streckennetz sichtbar sein.

Auch Ulf Braker, Geschäftsführer des Herstellers Stadler, bestätigt einmal mehr die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Eurobahn und Leasinggeber Alpha-Trains: „Wir freuen uns, der Keolis Flirt-Fahrzeuge der neuesten Generation übergeben zu dürfen. Eine hohe Laufruhe sowie eine hohe Energieeffizienz sind neben der neuesten Sicherheitstechnik die Merkmale, die diesen Fahrzeugtypen ausmachen.“

Die Züge werden wiederum von Alpha-Trains angeschafft und an die Eurobahn vermietet. Am Ende der Vertragsperiode können sie im Netz bleiben, ganz gleich welches Unternehmen dann fahren wird. Das ist derzeit nicht absehbar, aufgrund der bisherigen Erfahrungen ist aber davon auszugehen, dass sich ein Einsatzgebiet finden wird. Neben der Finanzierung steuert Alpha-Trains als künftiger Eigentümer der Fahrzeuge auch das Projektmanagement und die Bauüberwachung.

Thomas Schmidt, Geschäftsführer der des Bereiches Personenzüge bei Alpha-Trains, hebt hervor: „Mit den neuen Flirt erhöht sich die Anzahl der von Keolis bei Alpha Trains angemieteten Flotte auf bemerkenswerte 84 Triebzüge. Wir freuen uns, dass Alpha-Trains und Keolis auch bei TWN für viele Jahre zusammenarbeiten dürfen.“

Der Einsatz der Fahrzeuge erfolgt im grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Bielefeld und Hengelo (Niederlande). Für Fahrten auf den niederländischen Strecken sind die Triebzüge zusätzlich mit dem Zugsicherungssystem ETCS Level 2 sowie ATB ausgestattet. Die fünfteiligen Fahrzeuge können bis zu 585 Passagiere befördern, 266 davon auf komfortablen Sitzplätzen. Im Bereich der ersten Klasse wurde das Platzangebot von bislang 16 auf 24 Sitze erhöht. Zudem ist Platz für 24 Fahrräder pro Zug.

Die Fahrzeuge verfügen über großzügig gestaltete Multifunktionsabteile in allen Einstiegsbereichen, breite Einstiege sowie Spaltüberbrückungen – dieses fördert einen schnelleren Fahrgastwechsel. Der Komfort der neuen Fahrzeuge wird durch ein mehrsprachiges Fahrgastinformationssystem, LED-Leuchten im Innenraum und Steckdosen an allen Sitzen ergänzt. Pro Wagen sind vier Sicherheits-Kameras mit einer sehr hohen Bildauflösung installiert.

Der gesteigerte Komfort ist auch für das Personal an Bord spürbar: Neben einer separaten Klimatisierung für die Triebfahrzeugführer besteht auch ein separater Zugang zum Fahrerstand. Beim Vorgänger erfolgt der Einstieg durch den Fahrgastraum. Zusätzlich ist der Fahrerarbeitsplatz nach neuesten Erkenntnissen ergonomisch gestaltet. Die Fahrzeuge erfüllen die Anforderungen der DIN EN 15227 (Crash-Norm).

„Unser Leistungsversprechen lautet sicher und serviceorientiert auf der Schiene unterwegs zu sein“, so Thomas Görtzen. „Sowohl unsere Fahrgäste als auch unsere Mitarbeiter profitieren von den modernen Schienenfahrzeugen für diese Linie.“ Nachdem der alte Grensland-Express zwischen Hengelo und Bad Bentheim im Dezember 2013 eingestellt worden ist, wird es nach vier Jahren nun wieder eine neue Direktverbindung in die Niederlande geben.

Aus Bielefeld kommend ist es ein weiterer verkehrspolitischer Erfolg der Zusammenarbeit zwischen den niederländischen und nordrhein-westfälischen Verantwortlichen, möglichst viele Direktverbindungen zwischen den am Rhein liegenden Ländern zu ermöglichen. Das erleichtert gerade für Menschen, die regelmäßig grenzüberschreitend unterwegs sind, den Wechsel vom Auto auf die Schiene erheblich.

Siehe auch: Es gibt keine Fahrzeugblase

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