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VRR gibt Tarifreform bekannt

10.07.17 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Zum neuen Jahr wird der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, der größte Tarifverband Europas, ein überarbeitetes Tarifsystem an den Start bringen. Im Vergleich zum Status Quo steigen die Fahrpreise um durchschnittlich 1,9 Prozent. In diese Maßnahme fließen fließen die allgemein steigenden Betriebs- und Personalaufwände bei den Verkehrsunternehmen ein.

„Zu einem attraktiven Nahverkehrssystem gehören Tarife, die die betrieblichen Aufwendungen und künftigen Investitionen berücksichtigen sowie den unterschiedlichen Kundenbedürfnissen gerecht werden“, erklärt VRR-Vorstand José Luis Castrillo, „insofern besteht die Herausforderung darin, Tarife und Tarifentwicklungen zwischen Kostenorientierung und Marktakzeptanz auszubalancieren.“

Neben der allgemeinen Preisänderung sind auch strukturelle Verbesserungen beschlossen worden. Durch Maßnahmen zur Weiterentwicklungen bei den Ticketangeboten und Anpassungen in der Tarifstruktur arbeitet der VRR weiterhin an einer Vereinfachung des Tarifsystems. „Mit den Anpassungen an der Tarifstruktur stellen wir die Besonderheiten der Tarifprodukte noch klarer heraus und bieten den Nahverkehrskunden weitere attraktive Services. Damit schaffen wir auch die Grundlage, neue Kundengruppen zu erreichen“, so Castrillo.

Mit den Änderungen wird sich das Tarifsystem perspektivisch vereinfachen und verbessern. Eine wesentliche Vereinfachung der VRR-Tarife bringt die Reform der Preisstufe C. Ab dem kommenden Jahr werden die derzeit 170 Gültigkeitsbereiche in nur noch 19 Regionen zusammengefasst und bieten somit großflächigere Räume.

„Damit wird grundsätzlich die Komplexität des Tarifs reduziert und das Angebot für die Kunden deutlich vereinfacht“, führt VRR-Vorstand José Luis Castrillo aus. Von dieser Reform profitieren alle heutigen Kunden mit einem Ticket der Preisstufe C, denn sie erhalten einen wesentlich größeren Geltungsbereich und ersparen sich somit notwendige Zusatztickets für die Fahrt zu Zielen, die außerhalb ihres Geltungsbereichs liegen.

Zudem ergibt sich die Möglichkeit, dass Kunden, die heute ein verbundweit gültiges Ticket der Preisstufe D haben, in die preislich günstigere Preisstufe C wechseln können. Eine durchgeführte Marktforschung unter bisherigen Kunden des Young-Ticket plus sowie unter den künftigen gewerblichen und kaufmännischen Auszubildenden hat u. a. ein großes Interesse an einer verbundweiten Ausweitung des bisherigen Ticketangebotes ergeben.

Die Tickets werden derzeit noch preisstufenbezogen angeboten. Nun hat der Verwaltungsrat die Entscheidung für die Einführung des verbundweiten Angebots getroffen. Ab dem kommenden Jahr gilt auch für die Auszubildenden ein dem Schokoticket ähnliches Angebot, das für Abonnenten zu einem moderaten Einführungspreis von 59,95 Euro angeboten wird. Auf Basis der Marktentwicklung wird gegebenenfalls über eine preisliche Änderung des Angebots im Laufe des kommenden Jahres beraten.

Mit dieser Leistungsausweitung sinken die Preise für Kunden in den Preisstufen B, C und D sehr deutlich. „Rund 90 Prozent der Kunden mit den Preisstufen A oder B nutzen bislang regelmäßig ein Zusatzticket, um ihren Geltungsbereich zu erweitern“, sagt José Luis Castrillo. „Insofern profitieren auch diese Kunden von dem netzweiten Angebot, denn diese Zusatztickets sind bei der erweiterten Gültigkeit des Young-Tickets und des Young-Ticket plus künftig nicht mehr nötig.“

Mit den neukonzipierten Young-Ticket-Angeboten besteht zudem perspektivisch die Möglichkeit, mit einem pauschalen Ergänzungsticket auch in angrenzende Regionen des VRS zu fahren. Hier gibt es seit diesem Jahr das neue Einfach-Weiter-Ticket, das den inner-nordrhein-westfälischen Grenzverkehr erleichtern soll. Deutlich teurer wird das Sozialticket – es steigt bereits ab 1. Oktober des laufenden Jahres auf 37,80 Euro im Monat. Das ist notwendig, obwohl die Zuschüsse aus dem Landeshaushalt zuletzt auf vierzig Millionen Euro erhöht worden sind.

Durch die hohe Nachfrage steigt auch der Kompensationsbedarf für die Mindereinnahmen. Seit der Einführung des Sozialtickets hat sich die Nachfrage um 250 Prozent erhöht – entsprechend entstehen für jeden einzelnen Besitzer dieses Sozialtickets Einnahmeausfälle, die anderweitig kompensiert werden müssen. Es ist davon auszugehen, dass auch die neue Landesregierung hier die finanziellen Leistungen wird erhöhen müssen. Das Sozialticket wurde kurz nach dem Amtsantritt der rot-grünen Vorgängerregierung eingeführt.

Siehe auch: Der schmale Grat zwischen Transparenz und Gerechtigkeit

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