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Neue Studie zur Multimodalität erschienen

04.07.17 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Reisende erwarten nahtlose und multimodale Transportangebote, die in er Realität oft nicht vorhanden sind. Das BearingPoint Institute, die Forschungseinrichtung der Unternehmensberatung BearingPoint, befragte 59 Verkehrsbetreiber sowie Vertreter von IT- bzw. Internetfirmen in diesem Sektor aus neun europäischen Ländern sowie aus Japan und den USA zu ihrer Sicht auf intermodale Mobilitätsplattformen.

Zudem wurden acht ausführliche Experteninterviews mit Entscheidern geführt. Obwohl eine deutliche Mehrheit die Unausweichlichkeit von multimodalen, durchgehenden Reiseketten bestätigt, bemängelt der gleiche Prozentsatz (85 Prozent) eine Reihe von Hürden, die dem noch entgegenstehen. Die Studie untersucht sowohl diese Hindernisse als auch die Möglichkeiten, die sich aus dem Aufbau von Mobilitätsplattformen ergeben.

Dabei gehen die Autoren der Frage nach, warum derzeit noch keine flächendeckenden, intermodalen Mobilitätsplattformen existieren. Gleichzeitig zeigen sie Wege zur Überwindung der bestehenden Hürden auf. Die Geschäftsmodelle sind oft unklar und nicht ausgereicht. Eine unsichere Rendite hält Investitionsentscheidungen zurück. Da es noch kein multifunktionales Musterbeispiel gibt, bestätigen Experten die Schwierigkeit, die Konsequenzen eines Plattform-Projekts richtig einzuschätzen.

Zweites Haupthindernis sind technische und steuerungsspezifische Hürden: Datensicherheit, -integration und -management. Es besteht ein großes Problem, die physische Transportinfrastruktur mit einer digitalen Infrastruktur zu kombinieren, um Prozesse wie den Fahrkartenkauf, Zahlungsverkehr und Validierungsdienste sicher zu ermöglichen. Die Komplexität und der Umfang dieser Herausforderungen übersteigt bis heute die Fähigkeiten der Verkehrsdienstleister beziehungsweise Behörden.

Ein Beispiel ist die Problematik des Echtzeit-Datenmanagements. Auch die schwach ausgeprägte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Interessensgruppen spielt eine Rolle. 55 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Meinung, dass intramodale Rivalität die traditionellen öffentlichen Personenverkehrsbetriebe davon abhält, zu kooperieren und gemeinsam gegen disruptive Mobilitätsanbieter vorzugehen.

Da aber Kooperationen die Basis für den Betrieb von Plattformen sind, haben die bestehenden Widerstände die Entwicklung der multimodalen Mobilität bisher verlangsamt. Die ideologischen Gräben zwischen konventionellem ÖPNV und etwa Carsharing sind also mitnichten zugeschüttet, sondern noch immer in der Realität vorhanden.

Aber selbst unabhängig vom Wettbewerb etwa zwischen ÖPNV-Anbietern und Autovermietern hat jede Interessensgruppe ihre Gründe zu zögern. Verkehrsunternehmen werden beispielsweise an ihrer Servicequalität gemessen. Daher sind sie vorsichtig, ihre Dienste im Verbund mit externen Dienstleistern anzubieten. Zudem lehnen sie die Vorstellung entschieden ab, zu einem bloßen „Lohnkutscher“ herabgestuft zu werden.

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