Allianz pro Schiene fordert mehr Geld
17.07.17 (Europa, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld
In der letzten Woche hat die Allianz pro Schiene die geringen Pro-Kopf-Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur kritisiert. Im Vergleich mit ausgewählten europäischen Ländern erreicht Deutschland auch 2016 nur einen der hinteren Ränge im Europa-Invest-Ranking. Nach einer Studie der Allianz pro Schiene und der Unternehmensberatung SCI Verkehr kommen wichtige europäische Wirtschaftsnationen auf dreistellige Pro-Kopf-Summen bei ihren staatlichen Investitionen in die Schieneninfrastruktur.
Spitzenreiter Schweiz gab 378 Euro pro Bürger aus, gefolgt von Österreich mit 198 Euro pro Einwohner. Beide Alpenländer stecken seit Jahren höhere Summen in ihre Schienennetze als in ihre Straßeninfrastruktur. Doch auch in anderen europäischen Ländern brummt der Netzausbau: Schweden investiert 170 Euro pro Bürger, Großbritannien lässt sich sein Netz 151 Euro kosten und die Niederlande wenden 133 Euro auf. Italien gibt 68 Euro für die Ertüchtigung der Schiene aus, während Deutschland mit 64 Euro pro Bundesbürger den Abstand zu potenten Ländern in Europa immer noch nicht aufgeholt hat.
In Österreich und der Schweiz liegen die Ausgaben pro Einwohner auch deshalb so hoch, weil die Alpenrepubliken eine ganz andere Zahl an Kunst- und Ingenieurbauwerken unterhalten und finanzieren müssen. Allerdings: Die Volumina sind stets so hoch, dass die Infrastrukturqualität konstant bleibt. Obwohl Deutschland im Vergleich zu 2015 bereits ein deutliches Plus bei den Schieneninvestitionen auf Bundesebene verzeichnen konnte, investierten unter den betrachteten Ländern im Jahr 2016 lediglich Spanien (36 Euro pro Kopf) und Frankreich (37 Euro) weniger in ihre Eisenbahninfrastruktur.
In diesen Ländern sind jedoch in den vergangenen Jahren Investitionsprogramme abgeschlossen worden, so dass man jetzt geschaffene Werte nutzen kann, die es in ähnlichem Ausmaß hierzulande nicht gibt. „Die skandalös mageren Jahre hat unser Schienennetz inzwischen hinter sich“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege.
„Aber obwohl sich Deutschland im EU-Ranking nirgendwo rekordverdächtig platziert, ist der Anfang für eine Trendwende gemacht. Vor allem die bessere Ausstattung aus der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zwischen Bund und Deutscher Bahn sorgt dafür, dass es mit den Investitionen bergauf geht, bilanzierte Flege. 2014 hatte Deutschland noch 49 Euro pro Bürger ins Schienennetz gesteckt, 2015 waren es 56 Euro“, so Flege.
Flege weiter: „Die Summe allerdings, die statt der aktuell 64 Euro in absoluten Zahlen nötig wäre, um nicht nur den Erhalt zu sichern, sondern auch beim Neu- und Ausbau voranzukommen, bezifferte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer auf rund 80 Euro pro Kopf. „Die Verkehrswende, der Deutschlandtakt oder eine systematische Güterverlagerungspolitik verlangt einen Netzausbau in dieser Größenordnung. Und sogar dann bleibt der Abstand zu den Ländern, die dreistellig investieren, schmerzhaft groß.“