Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Masterplan Güterverkehr vorgestellt

29.06.17 (Güterverkehr, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

In der letzten Woche haben zahlreiche Verbände gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium dem Masterplan für den Schienengüterverkehr vorgestellt. Er soll die politischen Handlungsfelder in der neuen Legislaturperiode definieren. Der wichtigste Punkt ist eine geplante „deutliche Reduzierung“ der Trassenpreise für Güterzüge.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat dafür im Haushalt 2018 350 Millionen Euro bereitgestellt, die die Einnahmeausfälle bei den Infrastrukturbetreibern kompensieren sollen. Das Maßnahmen-Paket zur Ertüchtigung des Schienennetzes für den Betrieb von 740 Meter langen Güterzügen (EU-Standard) ist im potentiellen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) gelistet, die Bewertung durch das Ministerium steht noch aus.

Dieser Prozess soll nun zügig abgeschlossen werden, um das Maßnahmen-Paket in den vordringlichen Bedarf des BVWP zu überführen und dann unverzüglich umzusetzen. Auch sollen Lösungen zum Einsatz von tausend Meter langen Güterzügen entwickelt werden. Die Großknoten Hamburg, Köln, Frankfurt, München, Hannover sowie Südwestdeutschland (Ludwigshafen, Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe) sollen ausgebaut werden.

Hierzu sind Maßnahmen im potentiellen Bedarf des BVWP gelistet, die zügig bewertet und umgesetzt werden sollen. Das gilt vor allem auch für die Zulaufstrecken, die oft überlastet sind. Hier muss man auch Wechselwirkungen mit dem Personenverkehr beachten: Mehr Überhol- und Ausweichstellen machen die Eisenbahn insgesamt leistungsfähiger. Der Masterplan Schienengüterverkehr sieht ein Sonderprogramm zur Elektrifizierung des Schienennetzes vor.

Gleichzeitig fordert das Bundesverkehrsministerium von Verladen und Fahrzeugindustrie, elektromobile Lösungen für die Vor- und Nachläufe zu entwickeln. Digitalisierung / Telematik: Mit dem Programm „Zukunft Schienengüterverkehr“ soll zu Beginn der nächsten Legislaturperiode die Digitalisierung von Schienenfahrzeugen unterstützt und werden.

Das Ziel ist eine Bündelung von Forschungsstrukturen und und deren Förderung in ihren jeweiligen Entwicklungsphasen, von der Planung bis zur Erprobung. Noch in der laufenden Legislaturperiode sollen Regelungen in der Eisenbahn Bau- und Betriebsordnung (EBO) geändert werden, damit neue Möglichkeiten der zustandsabhängigen Instandhaltung genutzt werden können.

Die Bahnen sind dazu angehalten, ihre Geschäftsprozesse zu digitalisieren und mittels Telematik neue Logistik-Geschäftsfelder zu erschließen. Außerdem ist eine stärkere Automatisierung geplant. Innovationen in diesem Bereich will der Bund fördern. Der Schwerpunkt liegt dabei beim Rangieren und Kuppeln. Dafür soll im Rangierbahnhof München-Nord eine automatisierte Zugbildungsanlage getestet werden.

Verstärkt sollen auch Fahrerassistenzsysteme und automatische Kupplungen zum Einsatz kommen. Digitale Services erhöhen die Attraktivität des Schienengüterverkehrs für Kunden, zudem lassen sich die Effizienz, Zuverlässigkeit und Sicherheit im Betrieb verbessern. Voraussetzung hierfür ist der Ausbau der digitalen Infrastruktur und eine Modernisierung des IT-Systems der DB Netz AG.

Die Mittel hierfür sollen aus dem Zukunftsinvestitionsprogramms des Verkehrsministeriums bereitgestellt werden. Großes Lob kommt vom Privatbahnverband Mofair. Verbandspräsident Stephan Krenz, hauptberuflich Geschäftsführer der Berliner Abellio GmbH: „So schnell wie möglich sollte die Senkung auch für den Personenverkehr auf der Schiene folgen, die hoffentlich bis spätestens Mitte nächsten Jahres umgesetzt wird.“

2013 hatte Mofair erstmals gefordert, dass die Trassenpreise im Schienenverkehr auf die Hälfte gesenkt werden sollten, um den Schienenverkehr zu stärken und wettbewerbsfähiger zu machen. Im vergangenen Jahr wurde diese Forderung zur Mehrheitsmeinung. Mofair nahm sie in seine „10 Punkte für eine Bahn von morgen“ im Vorfeld der Bundestagswahl auf; und sie ist auch eine der drei gemeinsamen Kernforderungen der acht Bahnverbände.

Die Ausweitung dieser Maßnahme auf den Personenverkehr muss nun so schnell wie möglich folgen. Die Schienenmauthalbierung hat einen positiven Effekt keineswegs nur in den eigenwirtschaftlichen Verkehren – Güterverkehr und SPFV –, sondern auch für den Regionalverkehr. „Wir wissen“, so Krenz, „dass in den kommenden Jahren deutlich mehr Leistungen im SPNV notwendig werden. Bei einer Absenkung der Trassengebühren kann dies viel leichter umgesetzt werden.“

Siehe auch: Vor der Wahl und nach der Wahl

Kommentare sind geschlossen.