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Die Fußballbranche in die Verantwortung bringen

06.06.17 (Kommentar, Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Schon seit längerem gibt es einen Streit darüber, wer die Kosten für die Polizeieinsätze im Zusammenhang mit Fußballspielen finanzieren soll. In Bremen möchte man diese der Fußballbranche in Rechnung stellen, wofür es jedoch keine Rechtsgrundlage gibt. Der Bund und 15 andere Länder haben kein Interesse an einer Gesetzesänderung. Man kann jetzt lang und breit diskutieren, aber Tatsache ist, dass die Folgekosten im Eisenbahnbereich bislang nicht im Fokus der öffentlichen Debatte sind.

Dabei vergeht kaum ein Wochenende, an denen man nicht mit demolierten Zügen zu tun hat. Im Februar 2011 hat die Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH bis dato selbst finanzierte Sonderzüge f+r die eigenen Schlachtenbummler eingestellt. Dort wurden immer wieder Sitze zerstört, Türen herausgerissen und vieles mehr. Die Folge ist klar: Die Leute fahren ab sofort in den normalen Zügen des Regionalverkehrs und wenn dort was passiert, kann die jeweilige Fußballfirma nicht haftbar gemacht werden.

Man kann ja etwa der Borussia Dortmund GmbH&Co.KGaA oder der Eintracht Frankfurt Fußball AG nicht zum Vorwurf machen, dass Leute Züge kurz und klein kloppen, nur weil sie entsprechende Hemden tragen. Also bleiben die Eisenbahnunternehmen auf den Kosten sitzen. Deswegen ist es durchaus grundsätzlich richtig zu sagen, dass man für solche Veranstaltungen in Zukunft besondere Züge bestellt. Aber ob das wirklich im Interesse der Allgemeinheit ist, darf man durchaus in Zweifel ziehen.

Es wäre nicht verkehrt, hier die Fußballindustrie daran zu beteiligen, sind es doch deren Leute, die hier zu Auswärtsspielen gefahren werden sollen. Doch in dieser Frage hat sich die Eisenbahnbranche mit Ausnahme des Metronom noch nie offensiv zu Wort gemeldet. Dann müsste man wirklich mal sagen, dass man an bestimmten Spieltagen die Züge stehen lässt – natürlich in Absprache mit den Aufgabenträgern. Wenn man weiß, dass da und da ein Fußballspiel ist und welchen Weg die Zuschauer der Gäste wählen, dann sind die Risiken in diesem Zusammenhang durchaus beherrschbar.

Und dann wird man auf Seiten der Deutschen Fußball-Liga auch relativ schnell gesprächsbereit sein. Denn das ist das entscheidende Druckmittel: Stehende Züge. An diesem Samstag fahren zwischen Hamburg und Bremen dann mal keine Züge, weil die Anhänger der SV Werder Bremen GmbH & Co. KGaA und der Hamburger SV Fußball AG bereits in der Vergangenheit regelmäßig für erhebliche Sachschäden gesorgt haben. Was, das war nur eine Minderheit? Das mag ja stimmen, aber die Schäden sind objektiv vorhanden.

Dann fahren die Züge entweder nicht oder „die Vereine“ beteiligen sich an möglichen Kosten und Folgekosten. Wobei die Formulierung von Vereinen ja bereits ein Euphemismus der Fußballbranche ist. Mit der Vokabel „Vereine“ wird suggeriert, es handele sich tatsächlich um Vereinigungen ohne Gewinnabsicht, was aber schlicht nicht der Fall ist. Es wird Zeit, dass die Eisenbahnbranche an einem Strang zieht – um der sehr lukrativen Unterhaltungsindustrie kommerzieller Fußball gegenüber mit einer Stimme zu sprechen. Dann lässt sich auch was bewegen.

Siehe auch: NRW: Fußballzüge werden ausgeschrieben

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