Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Mobilitätsverbund mit Leben füllen

08.05.17 (Baden-Württemberg, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Parole „Vom Verkehrs- zum Mobilitätsverbund“ ist seit Jahren in der Welt und wird größtenteils nicht mit Leben gefüllt. Noch immer kann jeder Dorfschulze seine Buslinien nach eigenem Gutdünken und ohne Bezug zum SPNV planen. Auch eine wirksame Zusammenarbeit zwischen konventionellem ÖPNV und multimodalen Angeboten gibt es nur dann, wenn die Verkehrsunternehmen selbst die Betreiber sind.

In der Verbundapp sehen, wo ein Car2Go-Auto steht? Die DriveNow-Benutzung mit dem Monatsticket abrechnen, das natürlich nach dem Bestpreisprinzip erfolgt? Ich bin mir sicher, dass einige Leute hier sofort in der Lage wären, ad hoc einen Kurzvortrag zu halten, warum das nicht funktioniert und warum die Forderung, dass man es zum Laufen bringen solle, bereits eine unstatthafte Polemik sei.

Nur: Gehen wir mal davon aus, dass der integrale Taktverkehr das einzige Mittel der Wahl ist, mit dem öffentliche Verkehrsmittel der beständigen Verfügbarkeit des eigenen Autos etwas entgegensetzen können. Diese Erkenntnis ist seit Jahrzehnten da und damit einher geht die Annahme, dass die Angebote im Zweifel ähnlich einfach nutzbar sein müssen wie das besagte eigene Auto: Einsteigen, Zündschlüssel umdrehen und ab die Post!

Das geht im ÖPNV nur, wenn man merkbare Angebote hat und verlässliche Anschlüsse. Also wenn ein Bus wochentags um 14, 34 und 54 abfährt, dann kann es nicht sein, dass sich die Abfahrtsminuten an Sonn- und Feiertagen auf 11 und 41 verlagern. Wenn der Regionalexpress gegen 22.30 am Hauptbahnhof ankommt, dann muss der Bus kurz danach fahren und nicht kurz davor.

Wenn man das hinkriegt – und in den meisten deutschen Verkehrsverbünden funktioniert das leider nicht – dann muss man weitersehen. Jetzt gehen wir davon aus, dass der Begriff Fahrzeug eigentlich durch Stehzeug ersetzt werden müsste, dann ist das Carsharing-Konzept ja eigentlich genial. Gerade im urbanen Raum kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln überall hin – und das durchaus auch gut.

Man hat ein dichtes Angebot an Mobilitätsverfügbarkeit, während die Sache mit den Parkplätzen und den Staus auf den Straßen deutlich problematischer ist. Wenn ich mir also ab und zu mal ein Auto kurz schnappen und losfahren kann, um meine Getränkekästen zu holen oder andere Großeinkäufe zu erledigen, dann kann ich im Grunde auf den eigenen Wagen verzichten.

In allen deutschen Großstädten sind die Angebote inzwischen vorhanden. Ziel muss es sein, Zugangsbarrieren abzubauen. Wenn man dann, wie in Karlsruhe, mit einer einheitlichen App vorgeht, dann ist schon viel gewonnen. Einmal hin, alles drin – so wirbt eine Supermarktkette und so muss das auch bei den multimodalen Angeboten sein.

Mit der App als Fahrschein in der Straßenbahn fahren, anschließend das Kurzzeitmietauto öffnen und die Abrechnung erfolgt dann aus einer Hand – gerne auch über die Handyrechnung, per Kreditkarte oder wie auch immer. Dann sind auch keine Zugangshürden mehr da und gerade junge Leute lernen die Vorzüge zu schätzen. Gleichzeitig werden ideologische Gräben zwischen Auto und ÖPNV wirksam zugeschüttet.

Siehe auch: KVV führt Moovel-App ein

Kommentare sind geschlossen.